„Leadership und Governance in Afrika – Tradition und Zukunft“ KAAD-Seminar in Heiligkreuztal

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In afrikanischen Ländern wird immer wieder betont, dass nur eine Generation mit neuen Führungsqualitäten eine nachhaltige Verbesserung bringen kann. Beim KAAD-Seminar in Heiligkreuztal stand diese Frage im Mittelpunkt.

Sowohl in der Diskussion mit KAAD-Geförderten als auch mit vielen anderen, die die politischen und gesellschaftlichen Prozesse in Afrika beobachten, ist der Terminus „Leadership“ ein gern und innig erörtertes Thema, bei dem entscheidende Defizite, die eine bessere, holistische Entwicklung der Länder verhindern, identifiziert werden. Die immer wieder geforderte ‘Good Governance‘ ist dabei nicht nur ein Schwerpunktthema der europäischen Geberländer in der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika. Auch auf dem Kontinent selbst wird vermehrt und lautstark betont, dass nur eine Generation mit neuen Führungsqualitäten eine nachhaltige Verbesserung für Politik und Gesellschaft bringen kann. Die Forderung nach verantwortlicher Führung und Leitung wird oft zusammen mit Forderungen nach starken Institutionen gestellt, die Verlässlichkeit bringen und als solide Pfeiler für zivilgesellschaftliches Engagement dienen. Immer wieder taucht dabei die Frage auf: Ist Korruption in den Ländern Afrikas eine Folge von ‚schlechter‘ Führung oder wird eine korrupte Elite vielmehr immer wieder von der Bevölkerung toleriert? Eine wiederkehrende wichtige Rolle spielt dabei häufig auch die ethnische Identität von Regierenden und Leitungspersonen – ein Phänomen, das oftmals noch auf kolonialen Strukturen fußt.

All diese Aspekte wurden bei dem Seminar, das vom 28.11. bis zum 01.12. in Heiligkreuztal stattfand, von den 31 teilnehmenden afrikanischen Stipendiatinnen und Stipendiaten aus zehn unterschiedlichen Herkunftsländern kontrovers diskutiert. Die persönlichen und politischen Erfahrungen der Teilnehmenden generierten eine angeregte und vielschichtige Diskussion. Geplant, geleitet und moderiert wurde das Seminar von Dr. Marko Kuhn und Miriam Rossmerkel aus der Geschäftsstelle des KAAD in Bonn und geistlich unterstützt durch P. Thomas Eggensperger OP.

Vier externe Referate gaben hierfür mit ihren Vorträgen wertvolle Inputs. So nahmen Dr. Ursula Eid, Präsidentin der Deutschen Afrika-Stiftung, und Dr. Michael Vollstädt vom Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) Bezug auf die sozio-politischen Aspekte und Voraussetzungen von ‘guter‘ Führung und Leadership. Der psychologische Hintergrund zu Führungsverantwortung und -fähigkeit, aber auch zu Machtmissbrauch wurde von Prof. Dr. Kathleen Otto (Philipps-Universität Marburg) und Prof. Dr. Christoph De Oliveira Käppler (Technische Universität Dortmund) beleuchtet. Mit Blick auf die Auswirkungen auf Leadership spielten sowohl organisationspsychologische Betrachtungen, als auch die Erörterung von individuellen psychologischen Charakterzügen eine Rolle (z.B. narzisstischen Tendenzen und Selbstdarstellungslust).

Eine Plenumsdiskussion mit Gästen aus Afrika führte in die Kontroverse, ob das demokratisch-freiheitliche Modell des Staatswesens ein Import aus Europa/Nordamerika ist, der für den afrikanischen Kontext nicht taugt, oder ob es einfach keine brauchbare Alternative zu diesem Konstrukt gibt. Das Modell des ‚wohlmeinenden Diktators‘ wurde zur Debatte gestellt und an Beispielen von häufig bewunderten Staatsführern wie John Magufuli (Tansania) und Paul Kagame (Ruanda) erörtert.

Abgerundet wurde das inhaltliche Programm von fünf Vorträgen aus den Reihen der Teilnehmenden. So gab es Einblicke in ‚Leadership‘ im Mediensektor in Kenia, im Gesundheitssektor in Ghana, auf dem lokalen Regierungslevel in Kenia, in der politischen Gestaltung mit und für äthiopische marginalisierte ethnische Gruppierungen sowie in Formen von traditional African leadership in Ghana.

Der gesellige Teil des Seminars fand in Form eines gemeinsamen Gottesdienstes und einer darauffolgenden Adventsfeier statt. So schloss das Seminar mit Musik, Glühwein, Plätzchen, Lebkuchen und Wichteln unter den Teilnehmenden ebenso wie weihnachtlichen Erzählungen aus den Heimatländern der Stipendiatinnen und Stipendiaten.

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