Leitung: | Dr. Marko Kuhn, Miriam Rossmerkel, KAAD |
Geistliche Begleitung: | P. Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP |
– primär für Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Afrika –
Das derzeitige globale System der Kooperation von Staaten befindet sich in einer äußerst kritischen Phase. Auf der einen Seite ist eine immer größere, vor allem wirtschaftliche Interdependenz feststellbar (Stichworte globale Lieferketten) und auch politisch gibt es einen wachsenden Bedarf an internationalen Übereinkommen und kollektiven Maßnahmen. Auf der anderen Seite gibt es eine starke Tendenz, staatlichen Eigeninteressen den Vorzug gegenüber kollektiven Interessen und globalem Ausgleich zu geben (Stichwort „America First“). Es droht ein Niedergang des multilateralen Systems. Weltweite wirtschaftliche und geopolitische Angelegenheiten werden mehr denn je miteinander verflochten sein. Die meist immer noch strukturschwachen Staaten Afrikas können nur dann ihr Gewicht ins Spiel bringen, wenn sie sich nachhaltig verbünden. Das Instrument dazu ist die Afrikanische Union, deren Strukturen und Regeln aber bisher eine weit geringere Verbindlichkeit vorweisen, als dies bei der Europäischen Union der Fall ist. Trotz der strukturellen und wirtschaftlichen Schwäche vieler Staaten in Afrika ist die Haltung zum Staatenbund häufig geprägt von Ängsten vor Kontrollverlust. Ein Beispiel dafür ist die zögerliche Haltung, wenn bei der Einrichtung der neuen pan-afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) die Freizügigkeit von Personen umgesetzt werden soll.
Die Staaten der Europäischen Union sind in vielen Belangen schon sehr viel weiter miteinander verflochten als dies bei denen der Afrikanischen Union/AfCFTA der Fall ist. Dies zeigt sich auch in Hinblick auf die Befugnisse des zugehörigen Parlaments. Die Rolle des europäischen Parlaments lässt sich in der „Europastadt“ Straßburg besonders gut studieren. Als Hüter der Menschenrechte, der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie spielt auch der bereits vor der EU entstandene Europarat eine wichtige Rolle, ebenso wie der von ihm ins Leben gerufene Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.
Dieses Seminar wird erkunden, in welchen Bereichen die Europäische Union besonders gute Erfahrungen gemacht hat und wo die Schwierigkeiten kontinentaler Multilateralität liegen. Daraus können Rückschlüsse für die Zukunft der Kooperation der Afrikanischen Staaten gezogen werden. Die jüngsten Herausforderungen, mit denen Europa und die EU konfrontiert sind (Uneinigkeit in der Flüchtlingspolitik, Brexit, Rechtspopulismus) sollen dabei besonders unter die Lupe genommen werden.