Aufarbeitung von Gewalt, Schuld und kollektiven Traumata – eine Annäherung

Auschwitz (Polen) | 17.05.2023 - 21.05.2023
Leitung:Dr. Marko Kuhn
Ort:Auschwitz (Polen), Zentrum für Dialog und Gebet
Geistliche Begleitung:P. Prof. Dr. Ulrich Engel OP

Viele Stipendiatinnen und Stipendiaten des KAAD stammen aus Ländern, in denen Gewalt in schmerzhafter und traumatischer Weise zur Vergangenheit und Gegenwart gehört. Dabei spielen zumeist ethnisch motivierter Hass sowie der Kampf um von bestimmten Gruppen bewohnte Gebiete und genutzte Ressourcen eine zentrale Rolle. Die Deutung der historischen Entstehung solcher Konflikte (Stichwort "historic injustices") kommt in den Fokus und vor allem die Frage nach der "Deutungshoheit". Wenn extreme Gewalt involviert ist, zieht dies individuelle und kollektive Traumata nach sich, die die Vorstellung oder gar die Verwirklichung einer Versöhnung zwischen den rivalisierenden Gruppen hemmen.

Das Seminar findet an einem Ort statt, der der Inbegriff von Grausamkeit geworden ist: Auschwitz. Die Analyse der dortigen Geschehnisse und ihrer Folgen ist exemplarisch für den Umgang mit Gewalterfahrungen und ihren Nachwirkungen. Die unterschiedlichen Formen, Inhalte, Funktionen und Arten der Erinnerung an Auschwitz in verschiedenen europäischen sowie außereuropäischen Gesellschaften haben große Auswirkungen auf die Beziehungen in als auch zwischen den entsprechenden Staaten.

Das Seminar will die Teilnehmenden einladen, gemeinsam die Gedenkstätten von Auschwitz und Birkenau zu besuchen und die unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungs- und Deutungskontexte der Teilnehmenden zu reflektieren. Diese Unterschiede sichtbar sowie füreinander nachvollziehbar zu machen ist unabdingbar, damit die negativen Auswirkungen der Gewaltgeschichte überwunden werden können. Das Seminar will mit der "Open Space"- Methode arbeiten und so Impulse geben, anhand derer die Teilnehmenden die Versöhnungsarbeit in ihren individuellen Kontexten fruchtbar machen können.

Im kirchlichen Kontext des KAAD und des Tagungsortes ("Zentrum für Dialog und Gebet") zielt das Seminar auch darauf ab, ein konkretes Zeugnis der katholischen Bemühungen um eine auf Versöhnung, Solidarität mit den Überlebenden und Respekt vor dem Leid der Opfer gerichtete Aufarbeitung von Gewaltgeschichte zu geben. Diese muss geprägt sein von Verständnis und Verantwortung für die spannungsgeladenen Nachwirkungen jedweder Gewalterfahrung.