Leitung: | Sofia Fazio, Cusanuswerk |
Der Körper wurde in der Theologie lange als negativer Ausdruck der Sterblichkeit und Sündhaftigkeit des Menschen betrachtet; in der theoretischen Philosophie sind die Sinne oft der Vernunft untergeordnet. Selbst im Alltag wird unser Körper als eine Selbstverständlichkeit angenommen; zum Thema wird er erst dann, wenn er nicht so aussieht, wie wir es gerade wünschen, wenn er sich in der Pubertät oder im Alter verändert, wenn er aufgrund einer Erkrankung nicht mehr so funktioniert, wie wir es von ihm erwarten. In diesem Rahmen ist der Leib-Seele-Dualismus eines der meistdiskutierten Probleme der Philosophie. Dieser besteht in der Frage, wie sich mentale Zustände zu physischen Zuständen verhalten.
Handelt es sich hier um zwei eigenständige Substanzen oder sind das Mentale und das Physische als Einheit zu betrachten? Kann der Geist auch ohne Körper existieren? Oder ist die Seele das Ergebnis biochemischer Prozesse und somit ein Teil des Körpers?
Mittlerweile ist es jedoch in verschiedenen Fachdisziplinen deutlich geworden, dass aus der Konstitution und der Verfassung unseres Körpers auch etwas über unsere geistige Verfasstheit gelernt werden kann. Unter diesem Leitmotiv wird auf der Graduiertentagung der Frage nachgegangen, was wir über uns durch unseren Körper lernen können. Zentral ist dabei die Unterscheidung zwischen Leib und Körper, die in der Phänomenologie thematisiert wird. Während der Leib für den subjektiven körperlichen Wirklichkeitsbezug des Subjekts steht, ist der Körper, was objektiv erfasst und gemessen werden kann: Man hat einen Körper, gleichzeitig ist man ein Leib. Diese Differenzierung, die im neueren Diskurs der Kultur-, Sozial- und Neurowissenschaften relevant ist, wird in der Graduiertentagung behandelt und diskutiert.