Dekolonialisierung und Kontextualisierung von Bildung in afrikanischen Ländern

Münster | 04.12.2023 - 07.12.2023

– primär für Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Afrika –

Leitung:Dr. Marko Kuhn
Ort:Münster, Akademie Franz Hitze Haus
Geistliche Begleitung:P. Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP

Die Kolonialzeit liegt in den meisten afrikanischen Ländern schon über sechzig Jahre zurück. Dennoch hat sie mächtige Nachwirkungen, nicht nur in der Infrastruktur und in Wirtschaftssystemen, sondern auch in den Köpfen der Menschen. Häufig resultieren daraus Entfremdungen, die Entstehung von Machtgefügen oder Narrative einer weißen Überlegenheit.

Eine problematische Rolle hat auch die christliche Mission gespielt, indem sie Elemente traditioneller afrikanischer Kultur buchstäblich ‚verteufelt‘ hat. Die mangelnde Dekolonialisierung zeigt sich an wenigen Stellen so deutlich wie in den Lehrplänen afrikanischer Schulen und Bildungseinrichtungen. Eine Kontextualisierung der Lerninhalte schreitet sowohl in kultureller wie auch sozialer Hinsicht nur sehr langsam voran.

Dekolonialisierung ist weiterhin vor allem in der Geschichtsschreibung von Bedeutung: Hier gilt es, verfestigte Narrative der europäischen Vorherrschaft als ‚Hüter der menschlichen Zivilisation‘ kritisch zu betrachten. Wie wurde die Geschichte geschrieben? Mit welchem Afrikabild haben koloniale Pädagogen ihre Geschichtsbücher verfasst und welche Teile davon sind bis heute in Gebrauch?

Nach der „Entlassung“ der afrikanischen Staaten in die Unabhängigkeit haben Bewegungen wie die ‚Négritude‘ oder der ‚Panafrikanismus‘ Ansätze geliefert, die mit den Vorstellungen einer angenommenen weißen Überlegenheit brachen und den Humanismus in den Vordergrund der menschlichen Begegnung rückten. Jahrzehnte danach gilt es nun zu fragen: Welchen Erfolg haben diese Bewegungen gehabt? Inwiefern ist es herrschenden Eliten vielleicht bis heute nützlich, koloniale Traditionen aufrechtzuerhalten? Wie kann mit Klischees aufgeräumt werden und welche Narrative können der kolonialen Tradition entgegengesetzt werden, um Bildung zu einem positiven und konstruktiven Element der Zukunft Afrikas werden zu lassen? Neben der (Primar- und Sekundar-) Schulbildung rücken hier auch akademische Traditionen in den Fokus, die den Alltag an den Universitäten und somit die Realität der KAAD-Stipendiatinnen und Stipendiaten prägen.