Referentin: | Carolin Freitag, wiss. Mitarbeiterin, Haus der Geschichte, Bonn |
Leitung: | Dr. Thomas Krüggeler, KAAD |
Geistliche Begleitung: | P. Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP |
Nach der Kolonialzeit war es in Lateinamerika seit dem 19. Jh. von zentraler Bedeutung, ein nationales Bewusstsein und eine jeweilige nationale Identität (als Argentinier, Brasilianer, etc.) zu entwickeln. Natürlich wurden den Helden der Unabhängigkeit und den nachfolgenden politischen Führern Monumente an prominenten Orten errichtet, die symbolisch für Einheit und Nationalstolz stehen sollten. Bei Protesten wurden und werden solche Denkmäler immer wieder von sehr unterschiedlichen sozialen Gruppen attackiert und zerstört, was auf die Komplexität politischer Identitäten in ethnisch, sozial und wirtschaftlich so heterogenen Ländern hinweist. In der Gegenwart ist die Forderung nach nationaler Identität unter Druck, weil junge Menschen sie mehr und mehr im Zusammenhang politischer Partizipation, Transparenz und demokratischer Abläufe sehen und ein distanziertes Verhältnis zu von politischen Eliten stilisierten Nationalhelden
entwickelt haben.
Der Begriff der Erinnerungskultur wird im Seminar eine zentrale Rolle spielen. So werden wir uns mit unterschiedlichen Zugängen zur Herausbildung und Funktion von Erinnerungskulturen und den Mechanismen der Bildung politischen Bewusstseins beschäftigen. Peru und Kolumbien dienen hierbei als Beispielländer, weil sie aktuell Gewalterfahrungen der vergangenen Jahrzehnte in ihre
Erinnerungskulturen einarbeiten müssen.
Wir werden auch eine Vergleichsperspektive einnehmen, indem wir Kuratoren deutscher und lateinamerikanischer Geschichtsmuseen zu ihren politischen Aufträgen und ihrer praktischen Arbeit im Museumsalltag befragen werden. Das Seminar wird auch den Teilnehmenden Raum bieten, miteinander über nationale, regionale und ethnische Identitäten vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen zu diskutieren.