Durch den umfassenden und vielfach fehlindizierten Einsatz von Antibiotika beim Menschen und in der Tierhaltung werden Erreger gegen die gängigen, bisher hoch wirksamen Antibiotika resistent. Diese Widerstandsfähigkeit führt dazu, dass Infektionen schwer bzw. nicht zu behandeln sind, mit der Folge, dass Menschen und Tiere durch „einfache“ Infekte zum Teil schwer erkranken oder sogar sterben. Seit vielen Jahren schon wird die Antibiotikaresistenz daher erforscht und als Problem beschrieben. Die Verbreitung multiresistenter Keime stellt besonders für die Staaten im Globalen Süden eine große Gefahr dar, da das Gesundheitswesen in diesen Ländern nicht über vergleichbare finanzielle Mittel verfügt wie der Globale Norden. Dadurch wird auch die Bekämpfung zu einer enormen Herausforderung.
Unter der Leitung von Nils Fischer setzten sich daher vom 11. bis zum 13. Juni 34 Geförderte des KAAD und des Cusanuswerks gemeinsam mit der KAAD-Fachgruppe „Global Health“ interdisziplinär mit dem Bedrohungspotenzial der Antibiotikaresistenz und ihrer Bedeutung für die Gesellschaft auseinander.
Am ersten Tag des Seminars führte Prof. Walter Popp, Leiter der Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Essen, Universität Duisburg-Essen, von medizinischer Seite ausführlich in das Thema der multiresistenten Keime und Antibiotikaresistenz ein. Dabei verglich er die Statistiken verschiedener Länder und ihre Strategien zur Eindämmung dieser Pandemie miteinander. Seine Beispie-le basierten auf seiner ehrenamtlichen Arbeit in der Mongolei, seinen internationalen Forschungskooperationen und nicht zuletzt auf seiner umfassenden Erfahrung als Kliniker, Gutachter und Mitglied nationaler Kommissionen. Mit den Teilnehmenden diskutierte er angesichts des immensen Ausmaßes der Krankheits- und Todesfälle, die auf Antibiotikaresistenz – insbesondere im Globalen Süden – zurückzuführen sind die zentrale Frage, ob es Hoffnung auf ein Ende dieser Entwicklung gibt. Walter Popp zeigte verschiedener Beispiele aus der Mongolei und der Ukraine auf und kontrastierte sie mit Beispielen aus Deutschland, Griechenland und den USA. In diesem Vergleich benannte er Wege und Entwicklungen, die berechtigte Hoffnung darauf machen, dass diese Pandemie unter Kontrolle gebracht werden kann.
Am zweiten Seminartag erarbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen beispielhafte Fälle aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz, vornehmlich aus ihren Heimatländern, die sie anschließend im Plenum vorstellten. Auch die Stipendiatinnen und Stipendiaten berichteten von unsachgemäßem Gebrauch von Antibiotika in ihrem Umfeld und bekräftigten dadurch, was Walter Popp zuvor als eine der Hauptursachen der Antibiotikaresistenz benannt hatte.
Vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen fachlichen Expertise und den Erfahrungen der vergangenen zwei Seminartage fassten die Teilnehmenden am dritten Tag die Ergebnisse zusammen und erarbeiteten Strategien, wie Jede und Jeder einen Beitrag dazu leisten kann, der Ausbreitung der Antibiotikaresistenz Einhalt zu gebieten. Dabei wurde auf der einen Seite vor allem die Verantwortung von Medizinerinnen und Medizinern bei der Verordnung von Antibiotika, auf der anderen Seite die Möglichkeiten einer niederschwelligen Einflussnahme thematisiert, z. B., indem Jede und Jeder verantwortungsvoll mit dem Gebrauch von Antibiotika umgeht, indem über das Thema gesprochen und auf die Problematik aufmerksam gemacht wird.
Das Seminar wurde von P. Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP spirituell begleitet. Im gemeinsamen Gebet mit ihm reflektierten die Teilnehmenden über den Apostel Barnabas und sprachen über die existentielle Bedeutung individueller Berufung und den Einsatz für die Gemeinschaft.