45 Teilnehmende aus 13 mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern kamen im Osten Polens zusammen, um angesichts des Angriffskrieges gegen die Ukraine den „Schmerz zu begreifen“ und sich mit dem vielgestaltigen Beziehungsflechten der Region in Geschichte und Gegenwart auseinanderzusetzen. Aus Bonn reisten KAAD-Präsident P. Dr. Hans Langendörfer SJ, KAAD-Generalsekretärin Dr. Nora Kalbarczyk und das Referat Osteuropa des KAAD, Markus Leimbach, Alwin Becker und Sandra Stiel, an; die Veranstaltung wurde mit tatkräftiger Unterstützung vom KAAD-Partnergremium in Lubin, Dr. Jolanta Knieja und Dr. Jacek Bednarz, organisiert. Mit Martin Lenz und Christiana Hägele war auch das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis bei dieser Akademie vertreten.
Die Akademie wurde vom Lubliner Erzbischof Stanisław Budzik eröffnet, der in seinem Grußwort auf die Bedeutung Lublins für die Geschichte Polens und der Region hinwies. P. Langendörfer knüpfte an die reiche Geschichte und den kulturellen Reichtum Polens an, wies aber auch auf die dunklen Seiten der Geschichte hin, vor allem auf die Verbrechen Nazi-Deutschlands. Die Generalsekretärin erinnerte angesichts dieser Verbrechen daran, dass durch die Art und Weise, wie an früheres Leid erinnert wird, wie Versöhnungsarbeit gelebt und gestaltet wird, maßgeblich bestimmt wird, wie aktuelles Leid gesehen und anerkannt werden kann. Kirche und kirchlichen Institutionen komme in diesem Geflecht eine besondere Rolle, und auch eine besondere Verantwortung zu.
Den Grußworten schloss sich in Form einer künstlerischen Darbietung eine Lamentatio an, die die Schrecken und das Leid des Krieges spürbar machte. Ein Streichquartett der Lubliner Philharmoniker brachte Werke verschiedener Komponisten zur Aufführung, Germanistik-Studierende von der Marii Curie-Skłodowskiej Universität in Lublin, davon vier vor dem Krieg geflohene Ukrainerinnen, stellten Texte aus der deutschen, polnischen und ukrainischen Literatur zum Themenkomplex des Schmerzes vor.
Am darauffolgenden Vormittag wurde die Gruppe durch die Gedenkstätte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Lublin-Majdanek geführt, einem Ort, der von 1941 bis 1944 als Arbeits- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten fungierte und schließlich das erste Lager war, das 1944 befreit worden ist. Die unbegreifbare, grausame Geschichte dieses Ortes erschütterte die Teilnehmenden.
Die Vorträge am Nachmittag wiederum führten die frühere Geschichte mit der Gegenwart und Zukunft zusammen: Dr. Robert Żurek, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung und Leiter der Europäischen Akademie der Stiftung Kreisau, beleuchtete in seinem Vortrag das frühere Beziehungsgeflecht zwischen den heutigen Staaten Deutschland und Polen sowie Polen und der Ukraine und ihren Weg von Feindschaft zu Partnerschaft. Die gegenwärtigen und zukünftigen Beziehungen zwischen der Ukraine, Polen, Russland und Deutschland wurden von Prof. Dr. Oleh Turiy, dem Direktor des Instituts für Kirchengeschichte der Ukrainischen Katholischen Universität Lwiw und Mitglied des ukrainischen Partnergremiums des KAAD beleuchtet.
Einen weiteren Schwerpunkt des Programms bildete der Workshop zur weiteren Ausrichtung der Osteuropa-Arbeit des KAAD. Nach einer einführenden Präsentation zur Geschichte, den Aufgaben und Zielen des Osteuropa-Referats des KAAD tauschten sich die anwesenden Partner und Alumni zu verschiedenen Aspekten dieser Arbeit aus und gaben den Vertreterinnen und Vertretern der Geschäftsstelle einige Impulse mit auf den Weg.
Bei einer Stadtführung hatten die Teilnehmenden der Akademie auch die Möglichkeit, Lublin bei einer ausführlichen und informativen Stadtführung zu erkundigen. Im geistlichen Programm der Akademie – den Gottesdiensten, den der Erzbischof und der Präsident des KAAD zelebrierten – konnten sich die Teilnehmenden nicht nur ihrer weltkirchlichen Verbundenheit versichern, sondern Schmerz und Leid in Freude verwandeln.