De Palma betonte zunächst die gute Zusammenarbeit zwischen unseren katholischen Institutionen des tertiären Bildungssektors. An dieser Stelle gilt es zu unterstreichen, dass sowohl die UCSF als auch die Provinzregierung von Santa Fe die Veranstaltung in erheblichem Umfang finanziell mitgetragen haben. Den Eröffnungsvortrag hielt der mexikanische Ökonom und Umweltsoziologe Enrique Leff, der ein radikales Umdenken in Bezug auf wirtschaftliches Handeln und gesellschaftliches Zusammenleben forderte. Die Enzyklika Laudato Si‘ ist in seinen Augen ein Weckruf seitens des Papstes und somit ein entscheidender Beitrag der katholischen Kirche zum Diskurs über die Zukunft des Planeten. Abschließend bedankte sich der in Lateinamerika sehr bekannte Wissenschaftler für die fruchtbare Debatte mit den Teilnehmenden und versicherte, dass er Hoffnung aus dem Engagement der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geschöpft habe.
Der Jurist Alejandro Bonet (Santa Fe) stellte Laudato Si‘ in seinem Vortrag in den größeren Kontext der katholischen Soziallehre und bereitete den Weg für drei Diskussionsrunden, die den zweiten Tag des Seminars bestimmten. In der Runde „Ökologie & Gesundheit: Auf dem Weg zur öko-sozialen Lebensweise“ gingen die Gesprächsteilnehmenden von der immer häufiger vertretenen These aus, dass die Gesundheit des Menschen in engem Zusammenhang mit der Gesundheit der ihn umgebenden Ökosysteme steht. Darum diskutierten sie Fragen wie: Vor welchen Herausforderungen steht das internationale Gesundheitswesen heute, wenn es einen ganzheitlichen ökologischen Ansatz in die Praxis umsetzen will? Die Beteiligten am zweiten Panel („Ökologie & Politik: Auf dem Weg zu einer integralen Ökologie?“) konstatierten, dass das von Papst Franziskus in seiner Enzyklika propagierte Narrativ einer integralen Ökologie nicht ohne Einfluss auf politische Instrumente und Diskurse, auf staatliche Normen und Vorschriften sowie auf die Praxis und die Agenda verschiedener Organisationen der Zivilgesellschaft geblieben ist. Allerdings bedarf es noch großer Anstrengungen, die Inhalte einer integralen Ökologie in politische Praxis umzusetzen.
Hervorzuheben ist hier die Mitwirkung von Rachel Elfant als Vertreterin des Programms „Healing Earth“ der Loyola University in Chicago (USA). Sie arbeitet mit dem Referatsleiter Dr. Thomas Krüggeler auch in der „University Working Group“ der „Laudato Si Action Platform“ (Dikasterium für Integrale Entwicklung) zusammen.
Die dritte Gesprächsrunde „Ökologie & Ernährung: Landwirtschaft, Lebensmittel und Institutionalisierung“ brachte deutliche Meinungsverschiedenheiten unter den Diskutanten hervor. Der enge Zusammenhang zwischen Ernährungskrisen (Hunger, Unterernährung Adipositas etc.) und den Folgen einer industriellen Landwirtschaft, die auf Monokulturen und Fleischproduktion basiert, war unumstritten.
Bei den Vorstellungen zur Entwicklung einer zukünftig tragfähigen Agrarproduktion zeigten sich deutlich Unterschiede zwischen Gesundheitswissenschaftlern und Biologen und Agrarwissenschaftlern in Bereichen wie Biolandwirtschaft, Genveränderungen etc. Diese Debatten, die teilweise die Unterschiede zwischen universitärer Theorie und landwirtschaftlicher Praxis zum Ausdruck brachten, bereicherten das inhaltliche Niveau des Seminars. An allen Diskussionsrunden nahmen virtuell auch fachlich ausgewiesene Alumni und Stipendiaten aus Brasilien, Guatemala und Kolumbien teil.
Der Heidelberger Gesundheitswissenschaftler PD Dr. Olaf Horstick, der unsere Aumnigruppe Salud Global seit sechs Jahren fachlich begleitet, schloss das Seminar mit seinem Referat „Globale Gesundheit im Kontext von Epidemien“ ab. Die Präsentation historischer Beispiele, kombiniert mit umfangreichen statistischen Hintergrunddaten, machte den Vortrag für die Zuhörenden zu einem spannenden Erlebnis. Horstick betonte die Gefahren, die von Epidemien in einer globalisierten Welt ausgehen und die besondere Verantwortung, die der industrialisierte Norden der Welt für die globale Gesundheit hat.