Besuch unseres Partnerlandes Ghana

|   Afrika, Alumni, Aktuelles, Seminare, Veranstaltungen, Reisen

Vom 20. bis zum 29. November reiste Miriam Rossmerkel, Referentin des KAAD-Afrika-Referats nach Ghana, wo neben Netzwerktreffen in Accra, Kumasi und Tamale das Hauptziel der Reise das jährlich stattfindenden Seminar der Stipendiaten-Vereinigung KASWA (KAAD-Association of Scholars in West Africa) war.

 

Miriam Rossmerkel wurde von den beiden Migrationsforschenden Prof. Dr. Uwe Hunger und Anja Chrzanowska (Hochschule Fulda) begleitet, die derzeit das Sur Place-Programm des KAAD evaluieren.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Accra bei dem Besuche des neu eröffneten Ghanaian European Center for Jobs, Migration and Development und bei der Deutschen Botschaft und im Fokus standen, ging die Reise weiter nach Kumasi an die Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST), die mit 80.000 Studierenden die zweitgrößte Universität des Landes ist. Auch die meisten der Sur Place-Stipendiatinnen und -Stipendiaten des KAAD in Ghana sind dort zu finden; ebenso ist die Universität Arbeitgeberin vieler KAAD-Alumni. Während des zweitägigen Aufenthaltes trafen sich Miriam Rossmerkel, Uwe Hunger und Anja Chrzanowska mit dem Partnergremium des KAAD in Ghana und statteten dem International Program Office der Universität einen Besuch ab, um über die Internationalisierung und die derzeitigen Partnerstrukturen der KNUST informiert zu bleiben. Darüber hinaus besichtigte die Gruppe die Fakultät für Kunst der KNUST, an der schon mehrere Sur Place-Geförderte des KAAD studierten und nahmen bei der Gelegenheit an der Graduierungszeremonie der KAAD-Drittlandstipendiatin Irene Piloya aus Uganda teil, die soeben ihren Master in „Fine Art“ an der KNUST abgeschlossen hatte.

Danach reiste die Gruppe mit den Alumni und Stipendiatinnen aus Kumasi nach Sunyani zum Seminar der  KAAD-Association of Scholars in West Africa. Innerhalb dieser Stipendiaten-Vereinigung gibt es drei Gruppierungen, die jeweils ein eigenes Seminar pro Jahr veranstalten. Das jährlich stattfindende nationale Seminar von KASWA ist daher ein Highlight, denn zu der Veranstaltung reisen Alumni und Stipendiatinnen aus ganz Ghana an. So nahmen an diesem KASWA-Seminar zum Thema: „Migration in the Health Care Sector“ etwa sechzig Mitglieder teil. Das Seminar wurde dadurch zum größten selbstorganisierten Seminar in der Geschichte von KASWA.

Die Veranstaltung führte mit einem Vortrag von Prof. Dr. Uwe Hunger zu Migrationsbewegungen unter Akademikern tief in das Thema ein. Der folgende Vortrag von Prof. Dr. Felix Achana aus Nordghana zur Migration im und aus dem Gesundheitssektor in Ghana zeigte die enorme Aktualität und Relevanz des Themas für das Land auf: Alleine im staatliche Gesundheitssystem im Vereinigten Königreich arbeiten im Moment mehr ghanaische Krankenschwestern als im ganzen ghanaischen Gesundheitssektor. Darüber hinaus gaben siebzig Prozent der fertig studierten Medizinerinnen und Mediziner in Ghana bei Umfragen an, das Land verlassen zu wollen.  Dieser enorme Druck auf das sowieso schon schwächelnde ghanaische Gesundheitssystem wurde im Plenum weiter beleuchtet, erörtert und diskutiert. Auch wurde versucht, Lösungsansätze zu identifizieren, beispielsweise die hohe Diskrepanz zwischen den nationalen und internationalen Löhnen zu verringern oder andere Pull-Faktoren zu intensivieren.

Nachmittags machte die Gruppe eine Exkursion in die Stadt Sunyani, wobei neben der Führung durch die katholische Universität von Ghana (CUCG) auch die Besichtigung der großen Basilika und der  Bruderschaft der Salesianer Don Boscos auf dem Programm stand. Nach einer Abendmesse und einem gemeinsamen Ausklang des Seminars am Abend brachen die Teilnehmenden am nächsten Morgen schon früh wieder in die oft sehr weit entfernte Heimat auf.

Auch Anja Chrzanokswa, Uwe Hunger und Miriam Rossmerkel machten sich auf den Weg in das weit entfernte Tamale im Norden Ghanas. Dort stand zuerst ein Besuch der University of Development Studies, der größten Universität in Nordghana und Arbeitsplatz mehrerer KAAD-Alumni, auf dem Programm. Zusammen mit dem KAAD-Alumnus und Vorsitzenden von KASWA, Prof. Dr. Martin Adokiya, besuchten sie die verschiedene Fakultäten, die Bibliothek und die IT-Räume der Universität, um die Lebensrealität der Studierenden im Norden Ghanas besser kennenzulernen. Des Weiteren fand ein Treffen mit Vertretern der Diözese Tamale, dem Generalvikar Rev. Fr. Hillary Pogbeyir und dem Koordinator des Drittmittel-Stipendienprogrammes der Diözese Münster für Nordghana, Peter Yang-Bio statt. Dabei wurden Möglichkeiten und Chancen des anteilig durch die Diözese Münster finanzierten Programmes besprochen, welches dem KAAD vermehrt Master- und Promotionsstipendien für Studierende aus dem bisher noch strukturschwacheren Norden Ghanas ermöglicht.

Nach einem kurzen Besuch des Kunststudios ‚RedClay‘ des ambitionierten Alumnus der KNUST, Ibrahim Muhamma, endete die Reise wieder in Accra, der Hauptstadt im Süden des Landes.

Vor der Rückreise nach Deutschland durfte das Trio noch einen Einblick in das hochaktuelle Projekt des KAAD-Alumnus Dr. Vincent Kyere in Accra bekommen. Er leitet in Agbogbloshie, einem Stadtteil Accras mit der weltweit größten informellen Müllhalde für Elektroschrott aus aller Welt, auf der schätzungsweise 18.000 Menschen unter hochprekären Bedingungen ‚urban mining‘ betreiben, ein Recyclingprojekt, indem er die gewonnenen Sekundärrohstoffe aus dem Elektromüll von den Sammlern ankauft, um sie dann von offiziellen Recyclingfirmen in Accra fach-und umweltgerecht aufarbeiten zu lassen. Das hält die Sammler davon ab, Materialien wie Kabel, Batterien und Plastik unter gesundheits- und umweltschädlichen Umständen zu verbrennen oder anders weiterzuverarbeiten und hilft somit sehr konkret und direkt dabei, die Lebensrealität der dort ansässigen Menschen zu verbessern.

Die Dienstreise ermöglichte allen Reisenden spannende Einblicke in die fruchtbare Arbeit des KAAD in Ghana, das hohe Engagement der Alumni und Sur Place-Studierenden vor Ort und vertiefte die Zusammenarbeit mit alten und neuen Partnern.