Nach der Begrüßung und Einführung begann der inhaltliche Teil des Seminars mit einem Workshop, in dem sich die Teilnehmenden in verschiedenen Gruppenkonstellationen anhand von Leitfragen zu den Erwartungen an und den Erfahrungen mit ihrem Promotionsstudium in Deutschland austauschten. Es zeigte sich, dass das Angebot des Austauschs einem konkreten Bedürfnis entsprach, sich mit anderen Doktoranden über diese Zeit und die eventuell damit einhergehenden Schwierigkeiten zu besprechen. So konnten die Erfahrungen kontextualisiert und miteinander abgeglichen werden – und man stellte fest: Viele Erfahrungen sowie Hürden und auch Schwierigkeiten ähneln sich, und insgesamt verläuft das Promotionsstudium langsamer als man zuvor gedacht hatte. Darüber hinaus wurden einige Fragen in praktischer Hinsicht sowie Fragen zu der Geschichte und den wissenschaftstheoretischen Prämissen der deutschen Promotion formuliert.
Um letztere zu beantworten reiste Prof. Dr. Stefan Fisch, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften (DUV Speyer), nach Altenberg. Sein grundlegender Vortrag zur „Geschichte des Promotionssystems in Deutschland“ gab einen Einblick in die vielfältigen Schichten der Entwicklung des deutschen Wissenschaftsverständnisses, von der Universität der vier klassischen Fakultäten als europäischer Institution über die Neukonzeptualisierung der Universität als „Forschungsuniversität“ durch das Humboldt’sche Bildungsverständnis zu den heutigen Gegebenheiten des Promotionssystems, die in eben jenen Entwicklungen gründen.
Dieses System der Promotion aufgreifend, stellte Prof. Dr. Andreas Speer, Professor für Philosophie, Direktor des Thomas-Instituts der Universität zu Köln und Direktor der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne, in seinem Vortrag am nächsten Tag Strukturen der Promotion vor, die die strukturellen Nachteile des bisherigen Schüler-Meister-Modells auffangen und sich zum Teil bereits als etabliert und erfolgreich erwiesen haben: Während Doktoranden zuvor lediglich den Doktorvater als Bezugspunkt hatten, sind Promovenden des neuen Systems im Idealfall in einen größeren Kontext an Bezugspunkten eingebettet, ist die Betrachtung des Doktoranden als Studierendem dem des jungen Wissenschaftlers gewichen und ist der Weg während und nach der Promotion differenzierter und mehrdimensionaler ausgestaltet als zuvor. Versehen mit allerhand Antworten zu den praktischen Fragen der Seminarteilnehmenden hat dieser – digital erfolgte – Vortrag das inhaltliche Programm des Seminars abgerundet.
Dazwischen gab es, ausgerichtet durch den Bildungsreferenten des Hauses Altenberg zusammen mit seinem Kollegen, zwei methodische Einheiten, die die Teilnehmenden in das Stressmanagement einführten – zum einen in Form von angeleiteter Selbstreflexion und zum anderen in Form von meditativem Bogenschießen.
Das geistliche Programm hat die diversen Aspekte und Stränge dieses Seminars und des Seminarthemas schließlich zusammengeführt und die Teilnehmenden auf ihre spirituelle Grundlage hin ausgerichtet. Neben den geistlichen Abend- und Morgenimpulsen und dem gemeinsamen Gottesdienst in der Christkönigs-Kapelle stand auch eine Führung durch den berühmten Altenberger Dom auf dem Programm. Dieser als Simultankirche verwendete Sakralbau mit seiner reichen Geschichte hat zu einem neuen Verständnis von Koexistenz und Geschwisterlichkeit inspiriert, die einige der Teilnehmenden mit zurück in ihre Heimatländer tragen werden. Den Abschluss der Tage in Altenberg bildete ein bunter und fröhlicher Abend am Lagerfeuer.
Es lässt sich festhalten, dass diese Zusammenkunft nach einer auch in sozialer Hinsicht entbehrungsreichen Zeit von besonderer Bedeutung für alle Teilnehmenden gewesen ist und dabei auf vielen Ebenen für bereichernde Einsichten und Erfahrungen gesorgt hat.