Dieses Thema ist relevant, da es die unterschiedlichen Werte, Einstellungen und Lebensrealitäten der verschiedenen Altersgruppen reflektiert, was zu Missverständnissen und Spannungen in Familien, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft führen kann. Interkulturell betrachtet variieren die Wahrnehmungen und Ausdrucksformen von Generationenkonflikten stark, da kulturelle Normen und Traditionen die Erwartungen und Beziehungen zwischen den Generationen prägen, was zu unterschiedlichen Konfliktdynamiken und Lösungsansätzen führt. Ein Verständnis dieser Unterschiede kann helfen, Brücken zu bauen und den Dialog zwischen den Generationen zu fördern.
Vor diesem Hintergrund haben sich am 19. März 2025 unter Moderation des Referatsleiters Osteuropa, Markus Leimbach, 15 Geförderte des KAAD im virtuellen Raum getroffen, um sich im Rahmen eines eintägigen Seminares mit dem Thema „Der Generationenkonflikt – Herausforderungen und Potentiale“ auseinanderzusetzen.
Mit einem geistlichen Impuls führte P. Prof. Dr. Ulrich Engel OP, einer der beiden geistlichen Beiräte des KAAD, in das Thema ein. Anhand einiger Beispiele aus dem Neuen Testament zeigte er die schon in der Bibel erwähnten Generationenkonflikte auf.
Prof. Dr. Gergely Rosta, Soziologe an der Universität Münster, definierte in seinem Vortrag den Begriff des Generationenkonfliktes, der sich in den 1960er Jahren gebildet hat und die Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen Generationen meint, die oftmals von Vorurteilen gegenüber der jeweils anderen Generation geprägt ist. Er zeigte an zwei Zitaten von den Sumerern (3000 v. Chr.) und den Babyloniern (1000 v. Chr.) auf, dass diese Auseinandersetzungen schon eine lange Tradition haben. Im Folgenden definierte er die aktuellen Generationen der „Stummen Generation“, der „Babyboomer“, der „Generation X“, der „Millennials (oder Generation Y)“ und der „Generation Z“ unter den Stichpunkten, welche Werte vertreten werden, welche Prägung die Generation hat, welche Arbeitsmoral vorherrscht, welche Technologien genutzt werden und wie Kommunikation stattfindet. An diesen Punkten zeigte er die unterschiedlichen Vorgehens- und Verhaltensweisen der Generationen auf. Nicht nur der Begriff „Work-Life-Balance“ wird unterschiedlich definiert und verstanden. Auch die rasante Entwicklung im digitalen Bereich führt zu unterschiedlichen Denk-, Lebens- und Arbeitsstilen. Während die Generationen Y („Millenials“) und Z als sogenannte „Digital Natives“ in das digitale Zeitalter hineingeboren wurden, sind die „Digital Immigrants“, also die Generation der Babyboomer und die Generation X, nicht mit dem Internet, mit Smartphones oder anderen digitalen Technologien aufgewachsen. Gergely Rosta verdeutlichte, dass sich die Definitionen auf den amerikanischen und west-europäischen Kontext beziehen und für andere Länderkontexte wichtige Entwicklungsereignisse und historische Ereignisse, wie z. B. das Ende der Kolonialherrschaft, Kriege, Hungersnöte und politische Ereignisse in die Definitionen einbezogen werden müssen.
Bei einer interaktiven Umfrage unter den Teilnehmenden konnten diese sich aber den jeweiligen Generationen zuordnen, obwohl sie aus anderen Länderkontexten kommen. Die Option „kann mich nicht zuordnen“ wurde nicht ausgewählt.
Natürlicherweise kommt es zu Diskussionen und Auseinandersetzungen über Ansichten und Werte zwischen den Generationen, die jeweils ihre eigene Identität formen und das Wesen ihrer Zeit in spezifischen Formen von Kultur, Kunst und Innovation ausdrücken. Dies wurde besonders in einem Teilnehmervortrag über Kenia deutlich, der die Loslösung der jüngeren Generation von den Traditionen deutlich machte. Auch der Teilnehmervortrag aus dem Irak und die Diskussion in den Arbeitsgruppen zeigten, dass die Anbindung von jüngeren Generationen an Traditionen nachlässt. Hierbei wurde deutlich, dass alle Erfahrungen mit Generationenkonflikten haben und dies im täglichen Leben spüren, besonders in patriarchalischen, traditionell geprägten Kulturen. Bei Lösungsvorschlägen, wie mit dem Generationskonflikt umzugehen ist, waren sich alle Gruppen einig. Das Wichtigste ist Respekt voreinander und wertschätzende Kommunikation miteinander, um gemeinsam Probleme zu lösen. Das Lernen voneinander (bezogen auf die Generationen) wurde als notwendig, aber auch als nicht einfach herausgestellt. Es wird auch erwartet, dass der jüngeren Generation mehr Verantwortungsübernahme zugestanden wird und die ältere Generation sich geduldiger zeigt.
Insgesamt war es ein sehr interessantes und weiterführendes Seminar. Der digitale Rahmen wurde als passend beurteilt. Einige Teilnehmende wiesen darauf hin, dass sie an einem Präsenzseminar aus Zeitgründen nicht hätten teilnehmen können und daher das digitale Format sehr hilfreich war. Dies galt ebenfalls für zwei Teilnehmerinnen, die aus der Ukraine und Moldawien zugeschaltet waren.
Der Generationenkonflikt – Herausforderungen und Potentiale
|
Aktuelles, Seminare, Veranstaltungen
In diesen Tagen ist viel von Generationengerechtigkeit die Rede, die wiederum eng mit der Frage der Generationenkonflikte verknüpft ist – inwiefern hierbei Traditionen und gesellschaftliche Gefüge eine Rolle spielen, darüber diskutierten unsere Geförderten im virtuellen Raum.