Gestern (27. April) wurde in Bonn die Jahresakademie zum 65-jährigen Bestehen des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes (KAAD) eröffnet. Noch bis Sonntag (30. April) versammeln sich etwa 200 Teilnehmende aus fünfzig Ländern, um sich im Kontext der Klimakrise mit Lösungsansätzen und Möglichkeiten für die notwendige sozial-ökologische Transformation zu befassen.
KAAD-Präsident Pater Dr. Hans Langendörfer SJ mahnte in seinen Eröffnungsworten zur Dringlichkeit bei der Bewältigung des Klimawandels: „Die Zukunft unseres Planeten gibt Anlass zu größter Sorge – und oft genug zu ganz vitaler Angst“. Der Katholischen Kirche komme als weltumspannender Glaubensgemeinschaft mit Ressourcen vielfältiger Art in diesem Transformationsprozess eine besondere Bedeutung zu. Sie habe „in Papst Franziskus einen Mahner und Lehrer an der Spitze, der anpackt und sich nicht scheut, konkret zu werden“ – dafür sei dessen Enzyklika Laudato si‘, in der er dazu aufruft, „unser gemeinsames Haus zu schützen“, (LS 13) das beste Beispiel.
Auf diesen „kirchengeschichtlich bahnbrechenden Text“ verwies auch Prof. Dr. Adrian E. Beling in seinem Eröffnungsvortrag zur sozial-ökologischen Transformation und Klimagerechtigkeit aus katholischer Perspektive. Beling ist ehemaliger Stipendiat des KAAD, lehrt am Lateinamerikanischen Institut für Sozialwissenschaften (Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales) in Argentinien und hat zugleich den Canada Forschungslehrstuhl für das Fach „Übergang zur Nachhaltigkeit“ inne. Dass Fragen der globalen Verteilungsgerechtigkeit in diesem Transformationsprozess besonders in den Fokus rücken müssen, betonte auch Prof. Dr. Marian Asantewah Nkansah. Die ehemalige Stipendiatin ist Professorin für Chemie an der renommierten Kwame Nkrumah University of Science and Technology in Ghana und gilt als eine der führenden Wissenschaftlerinnen des afrikanischen Kontinents. Wie auch Papst Franziskus sieht sie besonders den Globalen Norden in der Verantwortung – nicht zuletzt mit Blick auf die Notwendigkeit, eigene Konsumgewohnheiten zu ändern.
Vor diesem Hintergrund beschäftigten sich die fünf thematischen Foren der Jahresakademie am Freitagvormittag mit den verschiedenen Stellschrauben eines gelingenden Wandels, so z. B. mit der Transformation des globalen Energiesektors, der Wahrung der Biodiversität und Ernährungssicherheit, der Klimagerechtigkeit, der religiösen Bildung und der Frage nach einem nachhaltigen Wirtschaftssystem. Neben Kathrin Schroeder, Abteilungsleiterin Politik und Globale Zukunftsfragen bei Misereor, und weiteren Referenten aus dem weltweiten KAAD-Netzwerk (u. a. aus Myanmar, Ghana, Tansania, Polen und Argentinien) brachte auch Prof. Dr. Joachim von Braun, Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, seine Expertise ein.
„Dem KAAD kommt angesichts der ökologischen Krise und der vielfältigen globalen Herausforderungen eine besondere Bedeutung zu, weil er mit seiner Arbeit eine ganzheitliche nachhaltige Entwicklung des Menschen anstrebt und mit der Förderung von Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem Globalen Süden die verschiedenen Regionen der Erde im Blick hat“, betonte Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger (Augsburg), Bischöflicher Beauftragter für den KAAD.
„Einer der Schwerpunkte des KAAD sowohl in der Stipendien- als auch in der Netzwerktätigkeit widmet sich der Bewahrung der Schöpfung und der Gestaltung einer ganzheitlichen sozial-ökologischen Transformation“, stellte KAAD-Generalsekretärin Dr. Nora Kalbarczyk heraus. „Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie Alumnae und Alumni sind in unzähligen Forschungs- und Netzwerkeinrichtungen zu diesem Themenfeld engagiert; der KAAD ist zudem Mitglied der päpstlichen Laudato si‘-Aktionsplattform“, so Kalbarczyk weiter.
Bis zum Abschluss der Jahresakademie stehen unter anderem noch der internationale Festgottesdienst sowie die Verleihung des Preises der KAAD-Stiftung Peter Hünermann 2023 an den indischen Germanisten und Philosophen Prof. Dr. Babu Thaliath auf dem Programm.