Aus ihnen ging sehr deutlich hervor, wie die Geschichte der „Welt als Bild“ von kosmologischen Modellbildungen der Antike bis hin zu jüngsten computer-generierten Visualisierungen in den Lebenswissenschaften reicht. Dabei, so konnten die insgesamt 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars erfahren, handelt es sich nicht nur um eine Geschichte wechselnder Weltvorstellungen, sondern zugleich um eine Geschichte wechselnder Darstellungsmethoden und unterschiedlicher Trägermedien. An diesem Punkt setzte die Präsidentin der Association Internationale des Professeurs de Philosophie, Dr. Gabriele Osthoff-Münnix, am zweiten Tag des Seminars an. Nach einem Vortrag, in dem sie auf die symbolische Ebene von Bildern einging, erschloss sie im Dialog mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die interkulturelle Dimension des Themas. Erörtert wurde, dass Bilder im Allgemeinen wie Fotografien im Besonderen in vielen Kulturen nicht unumstritten sind. Das Bilderverbot im Judentum und im Islam sorgt – je nach Grad des Fundamentalismus – für Ablehnung: das Lebendige darf nicht abgebildet werden, und das Heilige schon gar nicht. Eine rege Diskussion ergab sich in diesem Kontext.
Besuche der Ausstellung Film- und Fototechnik im Deutschen Technikmuseum und des Museums für Fotografie rundeten das Seminar ab. Sie veranschaulichten, welche Veränderungen die Fotografie seit ihrer Geburtsstunde im Jahr 1839 durchlaufen hat. In den Museen konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars u. a. auch mit den visuellen Ordnungssystemen befassen, auf die sie beim Betrachten von Bildern stoßen. Sie erfuhren dabei, dass es schon immer kulturübergreifend, international, transnational lesbare Bilder gegeben hat. Ihnen wurde aber auch klar, dass durch die größere Zugänglichkeit von Fotografien immer stärker lokale Kulturen mit ihrer spezifischen Wahrnehmung und Darstellung von Welt in den Blick kommen. Ein insgesamt sehr gelungenes und sehr gut evaluiertes Seminar, das einer Gefahr vorbeugte: als Bildunkundiger der Analphabet einer Zukunft zu sein, in der Fotografien eine immer wichtigere Rolle spielen.