Prof. Dr. Walter Bruchhausen, Leiter des Masterstudienganges Global Health an der Universität Bonn und Dr. Klemens Ochel vom Missionsärztlichen Institut in Würzburg führten in das Thema ein. Prof. Bruchhausen betrachtete in seinem Vortrag die Gesundheitssystemstärkung. Er verdeutlichte den Unterschied zwischen der notwendigen Systemstärkung und den multilateralen Krankheitsbekämpfungsprogrammen, die nur einzelne Krankheiten bekämpfen, nicht aber das allgemeine Gesundheitssystem kräftigen. Von einer umfassenden Krankenversicherung bis hin zu einem Out-of-pocket-System, also zu einem Selbstzahlungs-System, zeigte er die Vor- und Nachteile verschiedener globaler Gesundheitssysteme sowie deren Wirksamkeit auf. Ein wichtiges Schlagwort in der Gesundheitsversorgung ist die „Primary Health Care“, die nicht nur primärpräventive Angebote unterbreitet, sondern auch die wesentliche Gesundheitsversorgung, wie z. B. das Vorhandensein von Medikamenten, Transportmöglichkeiten und Hygiene umfasst.
Dr. Klemens Ochel, der über umfassende Erfahrungen in der Gesundheitsberatung und in der Entwicklungszusammenarbeit verfügt, zeigte vor allem die praktischen Probleme bei der wohnortsnahen Gesundheitsversorgung auf. Er ging insbesondere noch einmal auf das primäre Gesundheitssystem und seine Bedeutung für die Vorortversorgung ein. Er betonte, dass in einem Gesundheitssystem alle Komponenten (Personal, Medikamente, Labore, Transport, Finanzierung, Verwaltung) ineinander übergreifen müssen, damit das System seine volle Wirksamkeit verbreitet.
Beide Referenten zeigten die Bedeutung der Weltgesundheitsorganisation zur Unterstützung der Gesundheitssysteme auf und verwiesen auf die Gesundheitskonferenz in Almaty (Alma Ata) 1978, bei der die Grundvereinbarungen zu einer primären Gesundheitsversorgung getroffen wurden. Eher kritisch sahen beide Referenten die Millennium Development Goals, die eher einen horizontalen Ansatz mit multilateralen Krankheitsbekämpfungsprogrammen (z.B. Mutter-Kind-Sterblichkeit, HIV-Aids, Malaria und Tuberkulose) verfolgten, während die Sustainable Development Goals einen eher vertikalen Ansatz zu einer Stärkung der allgemeinen Gesundheitssysteme beinhalten.
Ergänzt wurden die beiden Vorträge durch Teilnehmerbeiträge aus Kenia, Brasilien, Indonesien und Armenien, bei denen die unterschiedlichen Situationen der Gesundheitssysteme und deren Probleme aufgezeigt wurden; so wurde z. B. dargestellt, dass in Indonesien für die Gesundheitsversorgung eine App entwickelt wurde, die unter anderem eine medizinische Online-Beratung enthält.
Der spirituelle Teil des Seminares umfasste drei von Teilnehmern gestaltete Morgenmeditationen und einen gemeinsamen Gottesdienst, den unser geistlicher Begleiter, P. Prof. Dr. Ulrich Engel OP, zelebrierte.
Abgerundet wurde das Seminar durch eine Führung durch die Universität Münster, bei der die Entstehungsgeschichte der Lehranstalt humoristisch dargestellt wurde.
Für viele der Teilnehmenden stellte die Beschäftigung mit dem Gesundheitssystem sowohl auf globaler als auch auf nationaler Ebene einen zum Teil neuen, jedoch interessanten und wichtigen Bereich dar, wie sich in den vielen Diskussionen und den Ergebnissen der Arbeitsgruppen zeigte.