KAAD-Seminar „Bildung im Nahen Osten – aktuelle Situation und Zukunftsperspektiven“

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Vom 16. bis zum 19. August fand das Seminar „Bildung im Nahen Osten – aktuelle Situation und Zukunftsperspektiven“ in Odenthal statt, das von Nils Fischer und Santra Sontowski aus dem Referat Naher und Mittlerer Osten organisiert wurde.

Das Seminar richtete sich vor allem an die KAAD-Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dieser Region, stand jedoch auch Interessierten aus den anderen Referaten offen. Insgesamt nahmen 12 Geförderte an dem Seminar teil.

Bildung ist ein zentrales Thema in den Staaten des Nahen und Mittleren Ostens, in denen junge Menschen die Bevölkerungsmehrheit bilden. Es steht in einem direkten Zusammenhang mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen und verschiedenen Traditionen. Ziel des Seminars war es, den aktuellen Stand der Bildung in der Region nachzuvollziehen, die einzelnen Aspekte herauszuarbeiten und mögliche Lösungen in den Blick zu nehmen.

Prof. Dr. Abdeljalil Akkari (Universität Genf), Mitglied der Schweizer UNESCO-Kommission, führte die Teilnehmenden in das Thema und in die globale Education 2030 Agenda ein. Vor dem Hintergrund seiner Forschungen und seiner internationalen bildungspolitischen Erfahrung gab er sowohl einen weiten Überblick als auch tiefe Einblicke: Die Staaten der Region haben in den letzten Jahren zwar große Erfolge in der Quantität der Bildung erzielt (v. a. Verringerung der Analphabeten-Quote, Erhöhung der Anzahl der Abschlüsse), jedoch die Qualität der Bildung nicht gesteigert. Vielfach besteht dort ein Kontrast zwischen staatlichen Hochschulen (ohne Gebühren und schlecht ausgestattet) und privaten Hochschulen (mit hohen Gebühren und gut ausgestattet). Diesen Sachverhalt diskutierte daraufhin Dr. Daniele Cantini (Universität Halle) ausführlich am Beispiel Ägyptens und seiner Hochschulpolitik. Er verwies auf aktuelle Planungen der ägyptischen Regierung, u. a. im Kontext des Großprojekts der ‚neuen Hauptstadt‘ Ägyptens. Dort sind Plätze und Ressourcen für staatliche und private Bildungseinrichtungen, darunter auch Universitäten, vorgesehen.

In mehreren Gruppenarbeiten und im Plenum wurden persönliche (positive und negative) Erfahrungen des individuellen Bildungsweges nachvollzogen und eingeordnet. Dabei zeigte sich, dass die informelle Bildung, die außerhalb der entsprechenden Institutionen  besonders bedeutsam ist. Auf der Grundlage der Arbeitsergebnisse der Gruppen wurden folgende Empfehlungen für die Verbesserung der Bildung im Nahen und Mittleren Osten ausgearbeitet:

1. Freier Zugang für alle zu Bildung und verpflichtende Grundbildung (‚primary education‘)

2. Neue Konzepte für Bildung mit Fokus auf Methoden, ‚soft skills‘ und kritischem Denken

3. Verringerung der Diskrepanz zwischen öffentlichen und privaten Universitäten

4. Verpflichtende Schulung von Lehrpersonen in modernen Lehr- und Lernmethoden

5. ‚Best practice‘ aus anderen Staaten konsequent umsetzen und nationale Bildungsziele (‚education policy‘) regelmäßig evaluieren

6. Ethik und Ethos der Bildung verbessern

Das Freizeitprogramm beschäftigte sich am ersten Tag mit der Umgebung des Tagungshauses, v. a. mit der Geschichte der Zisterzienser und dem christlichen Friedensengagement nach dem 2. Weltkrieg. Vertieft wurde dies bei einer Führung durch den Altenberger Dom und das Gelände um ihn herum und erlebbar in Spaziergängen und Erkundungen in der Umgebung. Am zweiten Tag erhielten die Teilnehmenden eine Einführung in die Kunst des Bogenschießens, wobei Konzentration und ein entspannter Geist erforderlich waren, um das Ziel zu treffen.

Spirituell wurde das Seminar durch Prof. Dr. Ulrich Engel begleitet. In den Morgenimpulsen und dem gemeinsamen interkulturell-interreligiösen Abschlussgottesdienst klang das Bitten und Geben (Mt 7,7-10) an, das sozial bedeutsam und spirituell zentral ist.

Am Ende des Seminars beschlossen die Teilnehmenden, die erarbeiteten Empfehlungen weiter auszubauen und praktisch umzusetzen, um so Veränderungen und Verbesserrungen zu initiieren.