KAAD-Seminar „Der synodale Weg in Lateinamerika“

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Papst Franziskus legt großen Wert darauf, dass die Kirche in aller Welt „dem Volk Gottes“ zuhört und daraus Kraft für Erneuerung erhält. Auch vor diesem Hintergrund reflektierten und diskutierten 23 Stipendiatinnen und Stipendiaten (zwei von ihnen Vertreter des Stipendienprogramms Albertus Magnus) vom 6. bis 9. Juni an der Katholischen Akademie des Bistums Essen „Die Wolfsburg“ in Mülheim an der Ruhr das Thema „Der synodale Weg in Lateinamerika.“

Der Hauptgeschäftsführer der Bischöflichen Aktion Adveniat, P. Dr. Martin Maier SJ skizzierte in seinem Eröffnungsvortrag synodale Prozesse seit der Gründung des lateinamerikanischen Bischofsrates (1955). Dabei ging er auf die berühmten Konferenzen von Medellín im Jahr 1968 (Implementierung des Zweiten Vaticanums), Puebla 1979 (Option für die Armen) und Santo Domingo 1992 (hin zu einer neuen Evangelisierung) ein. Der Schwerpunt seines Vortrags lag aber auf den Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre. Spätestens die Gründung des REPAM (Netzwerk Panamazonica) im Jahr 2014 machte die Kirche in Lateinamerika „zu einem Labor des Wandels und der Innovation im Sinne einer synodalen und missionarischen Umkehr“, so Martin Maier. Darauf folgten die Amazonas-Synode (2019) mit ihrem Fokus auf Belange indigener Völker und die groß angelegte Kirchliche Versammlung von Lateinamerika und der Karibik (2021), kurz genannt die Asamblea Eclesial, bei der Vertreterinnen und Vertreter aller einbezogenen Länder über die Zukunft der Kirche auf dem Subkontinent berieten. Martin Maier betonte, dass der Name der Versammlung von 2021, nämlich „Asamblea Eclesial“ und nicht etwa „Conferencia Episcopal“, für einen Wandel in der lateinamerikanischen Kirche stehe.

Dr. Frank Ronge, Leiter des Büros des synodalen Weges (Deutsche Bischofskonferenz / Zentralkomitee der deutschen Katholiken), erkannte in seinem Vortrag zum synodalen Weg in Deutschland die vielversprechenden Tendenzen in Lateinamerika an und skizzierte eindrücklich Auftrag, Struktur und Zielsetzung des Prozesses in Deutschland. Die Teilnehmenden erhielten so aus erster Hand einen Einblick in die Arbeit des synodalen Weges und profitierten in ihren Analysen und Reflexionen von dieser vergleichenden Perspektive. Sie zeigten sich etwa beeindruckt davon, dass Beschlüsse der Synodalversammlungen klar formuliert und veröffentlicht wurden. Eine solche für die interessierte Öffentlichkeit transparente Praxis könnte den Verantwortlichen in Lateinamerika als Vorbild dienen. Schließlich erleichterten Publikationen der interessierten Öffentlichkeit, den Umgang mit den Beschlüssen zu verfolgen. Teilnehmende bemerkten auch, dass Frank Ronges Vortrag ihren Blick auf synodales Arbeiten in Deutschland erweitert habe, ist doch die internationale Berichterstattung zu diesem Thema nicht immer objektiv.

Eine Gesprächsrunde zum Thema, zu der die Osnabrücker Theologin Prof. Dr. Dr. h.c. Margit Eckholt, die in Lima lehrende Theologin Dr. Birgit Weiler MMS und der in Rom tätige peruanische Priester Juan Bytton SJ per Video zugeschaltet waren, ergänzten die Ausführungen. Alle drei Gesprächspartner waren in den vergangenen Jahren an unterschiedlichen synodalen Prozessen beteiligt und betonten die Unverzichtbarkeit dieser Arbeitsform angesichts der großen Herausforderungen, mit der sich die Weltkirche konfrontiert sehe. Der bolivianische Priester Damián Oyola R. und der brasilianische Theologe Rafael Sampaio berichteten in präzisen Teilnehmerreferaten u. a. darüber, wie etwa Priestermangel auch in Lateinamerika die verantwortliche Mitwirkung von Laiinnen und Laien in den Kirchengemeinden befördere.

Ein Seminar internationaler Studierender in einer Stadt des Ruhrgebiets verlangt zumindest eine kurze Einführung in die Industriegeschichte der Region und den heutigen Strukturwandel. Dazu diente ein beeindruckender Besuch im Deutschen Bergbau-Museum und eine Stadtführung in Bochum, die Mark Radtke, Referent an der Wolfsburg, mit viel Engagement leitete.

Die Teilnehmenden reisten nach lebhaften Diskussionen und offenen Gesprächen, die ihr Verständnis von Synodalität in Lateinamerika und der Weltkirche erweitert haben, aus Mülheim ab. Ihre Reflexionen werden in die Arbeit der verschiedenen Alumni-Gruppen auf dem Subkontinent einfließen.