Mental Health – Besondere Herausforderungen für internationale Studierende

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Für die psychische Gesundheit von Studierenden kann ein Studium äußerst fordernd sein. Das KAAD-Seminar identifizierte Stressoren und zeigte Möglichkeiten der Selbsthilfe auf.

Für die psychische Gesundheit von Studierenden kann ein Studium äußerst fordernd sein: Eigene Erwartungen sowie Fremderwartungen erzeugen Druck, der prekäre Wohnungsmarkt und die Inflation in Deutschland stellen zusätzliche Stressoren dar. Für internationale Studierende ist der Erfolgsdruck meist ungleich höher, während ihnen ein unterstützendes soziales Umfeld oftmals nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung steht. Die räumliche Trennung von Familie und Freunden, oftmals im Zusammenspiel mit einem Kulturschock im fremden Land, wirkt oft als Katalysator für die Entwicklung psychischer Probleme. Um diesem wichtigen Thema Raum zu geben, kamen daher vom 3. bis zum 6. Februar insgesamt 18 aktuelle und ehemalige Geförderte unter der Leitung von Dr. Anselm Feldmann in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster zusammen.

Zu Beginn des Seminars gab Pater Prof. Dr. Thomas Eggensperger, geistlicher Beirat des KAAD, den Teilnehmenden eine Einführung in die Praxis der Meditation und bereitete die Gruppe so auf Morgenmeditationen und Achtsamkeitsübungen zur spirituellen Unterstützung während der viertägigen Veranstaltung vor. Im Anschluss stiegen die Stipendiatinnen und Stipendiaten über ein Brainstorming in die Thematik des Seminars ein und stellten zunächst die von ihnen als maßgeblich erkannten Stressoren für ihre psychische Gesundheit zusammen. Sie identifizierten dabei insbesondere Einsamkeit, den Umgang mit Unsicherheit, kulturelle Herausforderungen und akademischen Druck. Anhand der Fishbowl-Methode entwickelten sie im Anschluss Ideen zur Selbsthilfe.

Die KAAD-Stipendiatin Lisa Maria Wirjantoro, die an der Universität Osnabrück Interkulturelle Psychologie studiert, setzte das Programm mit einem Workshop zu Selbstvertrauen und Selbstmanagement fort und ging damit bereits auf erste Themenbereiche aus dem vorherigen Brainstorming ein. In der darauffolgenden Diskussion konnten die Teilnehmenden im Austausch weitere Methoden und Ideen der Selbstfürsorge kennenlernen.

Das breitgefächerte Hilfsangebot der Katholischen Hochschulgemeinden stellte Pfarrer Cornelius Happel von der Katholischen Studierenden und Hochschulgemeinde (KSHG) Münster vor. Dabei kamen neben den Möglichkeiten zur psychosozialen Beratung auch soziale und finanzielle Unterstützungsangebote zur Sprache. Auch die Option der Vernetzung zu weiteren Hilfsangeboten außerhalb der KSHG wurde angesprochen. Im weiteren Austausch mit Pfarrer Cornelius Happel konnten die internationalen Studierenden offen über die mentalen Herausforderungen sprechen, mit denen sie konfrontiert sind und so zu einem für beide Seiten gewinnbringenden Austausch beitragen.

Am dritten Tag des Seminars gab Anselm Feldmann den Geförderten einen Einblick in die Methoden der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT), die aus der kognitiven Verhaltenstherapie hervorging und von dem amerikanischen Psychologen Stephen C. Hayes geprägt wurde. Ergänzt wurde der Vortrag durch Übungen, die von dem klinischen Psychologen Paul Gilbert entwickelt wurden. Die Übungen, die insbesondere das Mitgefühl mit sich selbst stärken sollen, können die Geförderten in ihren Alltag integrieren und ihre Handlungsfähigkeit in der Selbstfürsorge stärken.

Am Nachmittag sprach die Neurologin und Psychiaterin Schwester Ruth Rottbeck OSF, die beim Missionswissenschaftlichen Institut medmissio tätig ist, über die Relevanz der psychischen Gesundheit und klärte die Gruppe über Möglichkeiten der Ersten Hilfe in psychischen Notsituationen, insbesondere im Rahmen von Traumaerfahrungen und posttraumatischen Belastungsstörungen, auf. Außerdem machte sie die Teilnehmenden auf das reichhaltige Angebot an Informationsmaterial und Verknüpfungen zu Hilfsorganisationen in der Onlinebibliothek MEDBOX aufmerksam. In der anschließenden Diskussionsrunde konnten Sr. Ruth Rottbeck OSF und Anselm Feldmann auf weitergehende Fragen der Studierenden eingehen.

Neben einem Besuch des Friedenssaals im Historischen Rathaus Münster und dem St.-Paulus-Dom bildete auch diesmal der Gottesdienst, den Pater Thomas gemeinsam mit unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten gestaltete, einen Höhepunkt des Seminars.

P. Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP

KAAD-Stipendiatin Lisa Maria Wirjantoro während ihres Vortrags.

Pfarrer Cornelius Happel im Gespräch mit Stipendiatinnen