Netzwerktreffen im Libanon

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Vom 28. September bis zum 05. Oktober reisten Santra Sontowski und Nils Fischer aus dem Referat Naher und Mittlerer Osten in den Libanon, um die KAAD-Gemeinschaft vor Ort zu besuchen.

 

An der Notre Dame University – Louaize (NDU) in Zouk Mosbeh trafen sie zunächst Pater Bishara Khoury, Präsident der NDU, um sich über die Fortführung und insbesondere die Vertiefung der Partnerschaft mit dem KAAD auszutauschen. Organisiert wurde dieses Treffen von Prof. Dr. Ziad Fahed, Mitglied des libanesischen Partnergremiums und „KAAD-Botschafter“ an der NDU. Im Anschluss daran kamen dreißig aktuelle und ehemalige Geförderte des KAAD zu einem Seminar zusammen, um sich mit dem Thema „Soziales, interkulturelles und interreligiöses Handeln – persönliche Erfahrungen und Herausforderungen“ auseinanderzusetzen. In Kleingruppen verglichen die Teilnehmenden ihre persönlichen Erfahrungen im Bereich des sozialen Engagements und ihre Aktivitäten mit Blick auf Herangehensweisen und Zielsetzungen der Organisationen, zu denen unter anderem Adyan, Caritas Libanon, die Malteser Libanon, das Internationale Rote Kreuz, Dialogue for Life and Reconciliation, Pro Oriente und der Jesuit Refugee Service zählen.

Daneben stand auch ein Ausflug in den Norden des Libanons auf dem Programm, wo die Teilnehmenden durch das sogenannte „Heilige Tal“ wanderten und eine Baumschule für Libanonzedern besichtigten, die zu einem Projekt der Lebanon Reforestation Initiative (LRI) gehört und von dem Priester Abuna Hani Tawk geleitet wird. Auf rund 1.800 Höhenmetern führte dieserdie Gruppe durch die Plantagen und den Park der sogenannten Zedern Gottes, von denen die ältesten 5.000 Jahre alt sein sollen. Höhepunkt des Besuchs war ein gemeinsamer Gottesdienst mit Abuna Hani in einer kleinen Kirche inmitten von Apfelplantagen.

Am folgenden Tag wurde das KAAD-Team im Orient-Institut Beirut (OIB) von Dr. Thomas Würtz empfangen, dem Stellvertretenden Leiter dieses deutschen Forschungsinstituts, das für viele der KAAD-Geförderten ein bedeutsamer Ort des akademischen Austauschs ist. Am Nachmittag hielt Nils Fischer einen Vortrag an der NDU über die aktuellen Herausforderungen für die Katholische Kirche in Deutschland. Dabei sprach er über die historische Entwicklung, die besondere Stellung der Kirche im deutschen Staat, über den Synodalen Weg und die demographische Entwicklung.

Ein weiterer Besuch an der Université Saint-Joseph (USJ) in Beirut diente zum einen der Fassung eines ‚Memorandum of Understanding’, um die knapp zehnjährige Kooperation zwischen der USJ und dem KAAD formell zu bekräftigen. Zum anderen organisierte Prof. Dr. Dr. Roula Talhouk, Mitglied des libanesischen Partnergremiums, zusammen mit Nils Fischer einen Workshop für die acht Geförderten und Ehemaligen des Master-Studiengangs „Muslim-Christian Relations“, bei dem die Frage im Mittelpunkt stand, wie die jungen Menschen ihre erworbenen akademischen Fähigkeiten in der Praxis anwenden: Manche bringen interreligiöse Inhalte in die Katechese in ihrer Gemeinde ein, andere sind als Religionslehrerinnen und Religionslehrer in Schulen tätig, wieder andere organisieren interreligiöse Treffen im Kontext ihrer Gemeinde. Neben den zahlreichen positiven Erfahrungen berichteten einige Teilnehmende auch davon, dass ihr interreligiöses Engagement in ihren Heimatgemeinden nicht willkommen sei. Die Begründung dafür sei das Bedürfnis, dass die Glaubensgemeinschaften geschlossen bleiben und der Vorbehalt, dass eine interreligiöse Öffnung eine Schwächung und Verstreuung der Gläubigen zur Folge haben könnte.

Am Abend stand ein Gespräch mit Bischof Boulos Rouhana über die aktuelle Lage der Christinnen und Christen im Libanon auf dem Programm.

Aufgrund der durch Reisebeschränkungen und Corona-Pandemie erzwungenen Pause war dies der erste Besuch von Santra Sontowski und Nils Fischer im Libanon seit 2019. Deshalb war es für das KAAD-Team besonders wichtig, nun vor Ort für die Geförderten und die Partnerinnen und Partner persönlich ansprechbar zu sein und einen eigenen Eindruck mit zurück nach Bonn zu nehmen. Dieser Eindruck ist getrübt, weil die politische, ökonomische und soziale Situation im Libanon sehr schwierig ist. Die Stipendien des KAAD ermöglichen deshalb grade jetzt akademische Qualifizierungen, die sonst nicht möglich wären.

Der KAAD dankt allen Beteiligten für die umfassende und große Unterstützung während des gesamten Besuchs.

Rast auf der Exkursion in das Qaddisha Valley

Gruppenbild auf dem KAAD-Seminar an der NDU

Präsentation der Erträge aus der Gruppenarbeit während des KAAD-Seminars an der NDU

Offizieller Besuch bei der NDU, Partneruniversität des KAAD (von rechts nach links: Prof. Dr. Ziad Fahed, Prof. Dr. Maria Bou Zeid, Nils Fischer, Santra Sontowski)