Diesen Fragen gingen die 18 neu eingereisten Stipendiatinnen und Stipendiaten des KAAD beim diesjährigen Interkulturellen Workshop am 11. Juli im Katharinenkloster Angermund unter der Leitung von Miriam Rossmerkel und Santra Sontowski nach. Die jährlich stattfindende Veranstaltung richtet sich an Geförderte zu Beginn ihres Aufenthalts in Deutschland und eröffnet ihnen einen geschützten Raum, um das eigene Ankommen zu reflektieren, kulturelle Erfahrungen zu teilen und zentrale Konzepte des interkulturellen Zusammenlebens zu erschließen.
Als Impuls diente der TED-Talk “The Danger of a Single Story” der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda NgoziAdichie. Ihr Plädoyer gegen eindimensionale Erzählungen sensibilisierte für die Mechanismen kultureller Wahrnehmung und für die Notwendigkeit, Differenz als Ressource zu begreifen.
Im Anschluss wurden zentrale theoretische Zugänge zu Kultur diskutiert: etwa das Verständnis von Kultur als „Gewebe von Bedeutungen“ bei Clifford Geertz, das Modell von Remo Lago zur dynamischen Entwicklung kultureller Identität sowie das bekannte Eisbergmodell, das verdeutlicht, wie viele kulturelle Prägungen unter der Oberfläche verborgen bleiben – etwa Werte, Konfliktstile oder Kommunikationsformen. Die Metapher der „kulturellen Brille“ half den Teilnehmenden, sich der eigenen Wahrnehmungsfilter bewusst zu werden und Stereotypisierungen zu hinterfragen.
Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Vielfalt kultureller Bezüge jeder einzelnen Person, sei es religiös, sprachlich, sozial oder geografisch. Im offenen Austausch wurden Erfahrungen mit Kulturschock, bi-kulturelle Lebensrealitäten und die Spannung zwischen Herkunftsland und neuem Lebensumfeld thematisiert. Dabei wurde deutlich: Kulturelle Zugehörigkeit ist kein statisches Konzept, sondern oft eine wachsende Verbindung zu mehreren kulturellen Kontexten zugleich.
Im zweiten Teil der Veranstaltung rückten praktische Fragen des Ankommens in Deutschland in den Fokus: Wohnraumsuche und Mietverträge, Mülltrennung, Unterstützung bei Diskriminierung, Unterschiede in Hierarchien an Hochschulen und vieles mehr wurden besprochen.
Der Workshop war durch ein breites Spektrum an Impulsen, methodische Vielfalt und ein Gespür für die Dynamiken der Gruppe geprägt und hat so einen wichtigen Beitrag zur interkulturellen Orientierung unserer neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten geleistet.
Perspektivwechsel wagen, Kultur verstehen: Interkultureller Workshop 2025 in Angermund
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Was meinen wir, wenn wir von „Kultur“ sprechen? Wie prägen Herkunft, Werte und Erfahrungen unsere Wahrnehmung? Und welche Missverständnisse können entstehen, wenn wir vorschnell Zuschreibungen machen?







