„Politische Polarisierung und Demokratie in Peru und Lateinamerika“ Internationales Alumni-Seminar in Lima

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In der letzten Woche reiste unser Referatsleiter Lateinamerika, Dr. Thomas Krüggeler, nach Peru, um vom 19. bis zum 21. Oktober in Lima das internationale Alumni-Seminar „Politische Polarisierung und Demokratie in Peru und Lateinamerika“ zu begleiten.

 

Das so drängende Thema der Veranstaltung fand großen Zuspruch innerhalb der KAAD-Gemeinschaft und an unserer Partneruniversität, der Pontificia Universidad Católica del Perú (PUCP). 42 Teilnehmende (unter ihnen Alumni aus Bolivien, Ecuador und Kolumbien) beschäftigten sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem drängenden Problem des Verlusts eines politischen Grundkonsenses, der den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Grundelemente des demokratischen Systems zunehmend gefährdet.

Polarisierung bedeutet Distanzierung von einem Zentrum, das die fundamentalen Grundsätze des politischen Systems enthält, die alle am politischen Prozess Beteiligten respektieren müssen. Nach den Ausführungen des Politikwissenschaftlers Prof. David Sulmont (PUCP) ist diese Distanzierung keineswegs immer ideologisch motiviert. Sie kann jenseits von Argumenten auch emotional begründet sein, was Dialog, Austausch und Annäherung erschwert. Wenn – wie im Falle Perus – Polarisierung im engen Zusammenhang mit sozialer Ungleichheit steht, vertiefen sich die Gräben, weil politische Parteien eher Partikularinteressen vertreten, Ungleichheit aber politisch nicht bekämpfen.

Der junge Historiker und TheologeJuan Miguel Espinoza Portocarrero (PUCP) zeichnete nüchtern nach, wie Polarisierung sich auch in der Kirche zeigt, da sie Teil der komplexen Strukturen ist, die die peruanische Gesellschaft charakterisieren. Gleichzeitig insistierte Juan Espinoza, dass der kirchliche Fokus auf das Gemeinwohl dabei helfen kann, den Weg zurück zum Dialog zu finden und Narrative zu entwickeln, die zur Überwindung gegenwärtiger Spaltungen führen können. Einen wichtigen Beitrag zum Seminar lieferten auch KAAD-Alumni und Alumnae aus anderen andinen Ländern, die durch Kurzbeiträge auf politische Vergleichsmöglichkeiten, aber auch auf deutliche Unterschiede in den parteipolitischen Konstellationen hinwiesen.

Ein Besuch im Kunstmuseum von Lima (Museo de Arte de Lima, MALI) rundete das intensive Treffen ab. Dort erhielt die Gruppe eine Führung durch die viel gerühmte Ausstellung „Los incas. Más allá de un imperio“ (Die Inkas. Mehr als ein Imperium). Höhepunkt der Veranstaltung war jedoch eine Messfeier mit dem Erzbischof von Lima, Mons. Carlos G. Castillo Mattasoglio in der Kapelle der katholischen Universität. Er konstatierte, dass die Kirche in Peru ähnlich gespalten sei wie das politische Leben. Den Teilnehmenden riet er, sich politisch weder von rechts noch von links vereinnehmen zu lassen, sondern Kraft aus ihrem Glauben zu schöpfen und den Auftrag des Evangeliums als junge Akademikerinnen und Akademiker im Dienst an der Gesellschaft umzusetzen. Carlos Castillo war viele Jahre Mitglied des KAAD Partnergremiums in Peru und erkannte in der großen KAAD-Gemeinschaft auf dem Campus der PUCP den Erfolg unseres langjährigen Engagements in Peru.

Prof. Dr. David Sulmont (Mitte) beim Eröffnungsvortrag

Álvaro Ezcurra, Präsident des Partnergremiums Peru mit Salomón Lerner, Ehrenpräsident des Gremiums und Thomas Krüggeler.

Mons. Carlos Castillo, Erzbischof von Lima, mit Teilnehmenden des Seminars.