Im Hinblick auf kulturelle und akademische Herausforderungen stellt der Aufenthalt in Deutschland in der Regel nur eine kurze Zeitspanne im Leben unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten dar. In dem Moment jedoch, in dem sie anfangen, sich einigermaßen zurechtzufinden, müssen sie bereits die Rückkehr in ihr Heimatland vorbereiten und sich mit den beruflichen Perspektiven auseinandersetzen. Die Zeit der Reintegration ist dabei nicht selten mit größeren Herausforderungen verbunden als die Anfangsphase in Deutschland.
Um diesen Prozess zu unterstützen, fand Ende November unser digitaler zweitägiger Workshop „Rückkehr und Reintegration: Herausforderungen für internationale Studierende“ unter Leitung unserer Generalsekretärin Dr. Nora Kalbarczyk statt.
In einer Gruppenarbeit konnten sich die Teilnehmenden zunächst mit der Frage auseinandersetzen, ob, wie und wann sie in ihre Heimatländer zurückkehren wollen und welche Fragen, Probleme und Gedanken sie dabei umtreiben. Hierbei wurde deutlich, dass zu diesem Thema viel Gesprächs- und Informationsbedarf besteht – der Austausch in Kleingruppen wurde daher als sehr wertvoll erlebt.
Im Anschluss fand ein Podiumsgespräch mit zurückgekehrten Alumni aus jeder der fünf Schwerpunktregionen statt: So wurden Dr. Mekdem Tesfamichael Hassen, Psychologin aus Äthiopien, Prof. Dr. Patricia Cabero, Wirtschaftswissenschaftlerin aus Bolivien, Prof. Dr. Oxana Chira, Professorin für Germanistik aus der Republik Moldau, Trinnah Caracho, Sozialwissenschaftlerin aus den Philippinen und Dr. Osama al-Madanat, angehender Professor für Chemie aus Jordanien zugeschaltet. Sie berichteten davon, wie sich ihre Rückkehr und Reintegration gestaltete, erzählten von den Hürden und Herausforderungen sowie von falschen bzw. zu hohen Erwartungen im Vorhinein. Darüber hinaus reflektierten sie, dass die Rückkehrenden nicht davon ausgehen dürften, dass die Dinge im Heimatland beim Alten geblieben seien und sich in der Zeit der eigenen Abwesenheit nicht verändert hätten. So sei es sinnvoll, sich regelmäßig über die Lage vor Ort informiert zu halten, im Idealfall sogar öfter hinzureisen und mit seinem Umfeld im Austausch zu sein, um die Entwicklungen vor Ort realistisch einschätzen und sich im Vorfeld darauf einstellen zu können. Auch sei es anzuraten, die Rückkehr mit großem Vorlauf zu planen. Insgesamt empfahlen die Alumni, geduldig zu sein und die Erwartungen für die erste Zeit nicht zu hoch zu setzen.
Am nächsten Vormittag sprach Dr. Julia Boger, Referentin des Projekts „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ des World University Servicee.V. (WUS), über Strategien bei der Vorbereitung der Rückkehr, insbesondere bei der Jobsuche. Auch sie betonte, dass es wichtig sei, sich bereits frühzeitig mit dem Thema zu beschäftigen und sich vor der Rückkehr um den Berufseinstieg im Heimatland zu kümmern. Es sei von großer Wichtigkeit, im Heimatland gute und stabile Netzwerke aufzubauen und auch während des Aufenthalts in Deutschland zu pflegen.
Im letzten Teil des Reintegrationsworkshops stellte die Generalsekretärin die Beratungsmöglichkeiten und Beihilfen des KAAD im Kontext der Rückkehr und Reintegration vor.
Der Workshop bot insgesamt fünfzig aktuellen und ehemaligen KAAD-Stipendiatinnen und Stipendiaten einen Raum, sich mit ihren Erfahrungen in Deutschland, ihren Zukunftsplänen und etwaigen Ängsten auseinanderzusetzen und gemeinsam Pläne zu schmieden.