Im Oktober 2025 reiste Dr. Mirjam Rossa nach Argentinien und Uruguay, um bestehende Partnerschaften des KAAD in Lateinamerika weiterzuführen und neue Formen der Zusammenarbeit im Bereich von Wissenschaft und Kirche zu erkunden. Die Reise führte sie nach Córdoba, Santa Fé, Buenos Aires und Montevideo. Ziel waren Begegnungen mit langjährigen Partnerinstitutionen, KAAD-Alumnae und Alumni sowie die Teilnahme am XV. Internationalen und Interdisziplinären Alumni-Seminar des Stipendienwerks Lateinamerika–Deutschland (ICALA).
Das Seminar in Córdoba widmete sich unter dem Titel „Synodalität, Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit“ („Sinodalidad, Democracia y Género“) Fragen kirchlicher Teilhabe und gesellschaftlicher Verantwortung. Es brachte Fachvorträge und interdisziplinäre Debatten zusammen, die sich mit den Herausforderungen befassten, Synodalität, Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft heute konkret zu gestalten – in Lateinamerika, Deutschland und weltweit. Im Mittelpunkt standen Fragen des Zusammenlebens, des gemeinsamen Weges und der Einbindung marginalisierter Gruppen – besonders von Frauen und jungen Menschen. Nicht die Relevanz der Kirche als Institution war dabei Thema, sondern die Frage, wie Christinnen und Christen zur demokratischen und inklusiven Erneuerung beitragen können.
Den Auftakt gestaltete Prof. Dr. Dr. h.c. Margit Eckholt, Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Universität Osnabrück, Vorsitzende von ICALA und sowie langjähriges Mitglied des Akademischen Ausschuss des KAAD. In ihrem Beitrag „Synodalität und Partizipation – auf der Suche nach einem kommunikativen Kirchenmodell“ entfaltete sie die Idee einer dialogischen, lernenden Kirche und eröffnete damit den theologischen Rahmen des Seminars. Aus unterschiedlichen Perspektiven wurde dieser Gedanke weitergeführt: P. Dr. Carlos Ignacio Man Ging SJ, KAAD-Alumnus und seit Oktober 2025 Rektor der Pontificia Universidad Católica del Ecuador in Quito, verband synodales Denken mit institutioneller Verpflichtung in der kirchlichen Missbrauchsprävention. Prof. Dr. Vicente Durán SJ, ehemaliges Mitglied des KAAD-Partnergremiums in Kolumbien und aktuell Rektor der Pontificia Universidad Javeriana Cali, lenkte den Blick auf die Frage, wie kirchliche Strukturen demokratische Kulturen in Lateinamerika prägen und zugleich von ihnen herausgefordert werden.
Feministisch-theologische Perspektiven aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas vertieften die Diskussion um Macht, Teilhabe und Geschlechtergerechtigkeit. Dabei wurden Fragen nach der Rolle von Frauen in kirchlichen Entscheidungsprozessen, nach intersektionalen Zugängen und nach theologischer Verantwortung in den synodalen Prozessen der Gegenwart aufgegriffen und weitergeführt.
Einen besonderen Akzent setzte das Programm zur Förderung wissenschaftlich arbeitender Frauen von ICALA, das von Prof. Dr. Virginia Azcuy (Universidad Católica Argentina) geleitet wird. Es vernetzt Wissenschaftlerinnen aus Lateinamerika, die zu Fragen von Theologie, Kirche und Gesellschaft forschen, und stärkt ihre Präsenz in akademischen und kirchlichen Diskursen. In diesem Rahmen stellte Catalina Cerda-Planas (Chile) ein Studienprojekt von ICALA und KAAD vor, das die globalen Perspektiven auf den deutschen Synodalen Weg herausarbeitet.
Im zweiten Teil des Seminars richtete sich der Blick auf die Geschichte und Zukunft der Arbeit von ICALA in Lateinamerika. Hier brachte Mirjam Rossa im Panel „Proyecto de Cooperación ICALA–KAAD“ die Perspektive des KAAD ein. Sie zeigte auf, dass Bildung, Forschung und internationale Partnerschaft synodales Handeln konkret werden lassen – zwischen Kontinenten, im gemeinsamen Nachdenken über Verantwortung und in der Vernetzung von Menschen, die Kirche und Gesellschaft aus ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit mitgestalten. Die Gespräche in Córdoba bildeten zugleich den Auftakt zu weiteren Begegnungen in Argentinien und Uruguay, bei denen der Ausbau akademischer Partnerschaften und der Dialog mit Alumni im Mittelpunkt standen.
Im Anschluss an das Seminar erörterte Mirjam Rossa in Santa Fé mit Vertreterinnen und Vertretern der Universidad Nacional del Litoral (UNL) Perspektiven künftiger akademischer und kultureller Zusammenarbeit. An der Universität wurde sie im Instituto de Estudios Avanzados del Litoral (IEA Litoral) von der Vize-Rektorin Prof. Dr. Larisa Carrera empfangen. An dem Treffen nahmen Vertreterinnen und Vertreter der Universidad Católica de Santa Fé, des Instituto de Humanidades y Ciencias Sociales del Litoral (IHUCSO) sowie Lehrende und Forschende der UNL teil. Die Zusammenkunft wurde von der KAAD-Alumna Dr. Ana María Bonet initiiert, die am IEA Litoral an mehreren Projekten mitwirkt. Das Institut, das sich durch seine interdisziplinäre, internationale und interinstitutionelle Ausrichtung auszeichnet, bot den Rahmen für einen lebendigen Diskurs über Perspektiven in Forschung und Lehre.
Gegenstand der Gespräche war die Frage, wie deutsche und lateinamerikanische Hochschulen gemeinsame Aufgaben angesichts globaler Herausforderungen wahrnehmen und junge Talente auf eine Zukunft in diesem Bewusstsein vorbereiten können. Mirjam Rossa stellte dabei die Arbeit des KAAD vor und betonte die Bedeutung internationaler Bildungszusammenarbeit. Von Seiten der UNL wurde die enge Verbindung zwischen lateinamerikanischen und deutschen Hochschulen hervorgehoben, die sich insbesondere in den Projekten und Austauschformaten des IEA Litoral zeigt. Auch Prof. Dr. Gonzalo Sozzo, wissenschaftlicher Direktor des Instituts, hob dessen interdisziplinären Charakter und die Offenheit für internationale Kooperation hervor. Der Besuch in Santa Fe unterstrich das Engagement des KAAD, die akademischen Verbindungen zwischen Deutschland und Argentinien weiter zu vertiefen.
Auf dieser Grundlage knüpfte Mirjam Rossa an bestehende Partnerschaften an und besuchte die Universidad Católica de Santa Fé (UCSF). In der Begegnung mit KAAD-Alumnus und Vizerektor Prof. Dr. Guillermo Kerz, mit Rektor Martín de Palma und weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Universität wurden neue Perspektiven wissenschaftlicher Kooperation und Nachwuchsförderung ausgelotet.
Ein anschließendes Austauschtreffen brachte KAAD-Alumnae und -Alumni aus Argentinien, Brasilien und Uruguay digital und vor Ort zusammen und machte deutlich, wie stark die Verbindung zwischen dem KAAD und seinen Alumni über Länder- und Generationengrenzen hinweg wirkt: getragen von gemeinsamen Werten, wissenschaftlicher Neugier und dem Anliegen, Gesellschaften aktiv mitzugestalten.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise war der Besuch der Katholischen Fakultät der Universität Buenos Aires. In Zusammenarbeit mit dem ICALA-Beirat Buenos Aires fand dort ein intensiver akademischer Austausch statt, der Theologie und Gegenwartsfragen in einen lebendigen Dialog brachte. Im Rahmen der Veranstaltung hielten Dr. Federico Tavelli (Katholische Universität Buenos Aires), Prof. Dr. Michael Seewald (Universität Münster, Wissenschaftskolleg zu Berlin, Leibniz-Preisträger), Prof. Martin Kirschner (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) und Margit Eckholt Fachvorträge, die unterschiedliche Perspektiven auf aktuelle theologische Fragestellungen eröffneten. Die Beiträge beleuchteten, auch mit Blick auf das Wirken des ICALA e. V. in den letzten dreißig Jahren, das Spannungsfeld zwischen Tradition und Erneuerung in der Kirche, die Bedeutung von Theologie im gesellschaftlichen Diskurs und die Notwendigkeit internationaler Kooperation in Forschung und Lehre.
Im Anschluss an die Vorträge traf sich Mirjam Rossa mit Vertreterinnen und Vertretern des ICALA-Beirats Buenos Aires, um über laufende und zukünftige Kooperationsmöglichkeiten zu beraten. Dabei stand insbesondere die Frage im Mittelpunkt, wie junge Forschende stärker in internationale Netzwerke eingebunden und gemeinsame Initiativen zur Förderung theologischer Bildung und gesellschaftlicher Verantwortung weiterentwickelt werden können.
Die Reise endete mit dem Besuch der Fakultät für Theologie an der Katholischen Universität von Uruguay in Montevideo. Hier traf sich Mirjam Rossa mit Vertreterinnen und Vertretern des ICALA-Beirats in Uruguay, darunter Prof. Dr. Susana Monreal Cataldi, um über die Weiterentwicklung der Kooperation zwischen dem KAAD, ICALA und der Universität zu sprechen.
Das Treffen stand im Zeichen des gemeinsamen Interesses an einer theologisch fundierten und gesellschaftlich relevanten Forschung, die sich aktuellen sozialen Herausforderungen stellt. ICALA-Stipendiatinnen stellten ihre hochinteressanten Forschungsprojekte vor, die zeigten, wie eng wissenschaftliche Arbeit und pastorale Praxis miteinander verbunden sind. Ein Schwerpunkt lag auf der Seelsorgearbeit in den Gefängnissen Uruguays – ein Themenfeld, das die Frage nach Würde, Gerechtigkeit und kirchlicher Präsenz in den Rändern der Gesellschaft auf besondere Weise verdeutlicht.
Im weiteren Austausch ging es um die Zukunft der Stipendienarbeit in Uruguay und das Engagement des KAAD in der Region. Dabei wurde deutlich, wie wichtig die gezielte Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist, die sich aus theologischer und sozialer Perspektive mit den Herausforderungen ihrer Gesellschaft auseinandersetzen. Der KAAD sieht in dieser Arbeit einen Beitrag zur Stärkung kirchlicher und akademischer Netzwerke in Lateinamerika und zur nachhaltigen Vertiefung des Dialogs zwischen Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft.
Stärkung der Zusammenarbeit des KAAD mit Universitäten und Alumni in Lateinamerika
Dr. Mirjam Rossa, Leiterin des Lateinamerika-Referats im KAAD, vertiefte in Argentinien und Uruguay den Austausch mit Universitäten und Alumni im Geist gemeinsamer Verantwortung.
Repräsentanten der Arbeit von ICALA in Chile zusammen mit Prof. Dr. Margit Eckholt (Mitte), Universität Osnabrück, und Dr. Mirjam Rossa , KAAD
Dr. Mirjam Rossa (Mitte) im Gespräch mit P. Dr. Carlos Ignacio Man Ging SJ (links) und ICALA-Tutor Johannes Bausenhart.
Treffen an der Universidad Nacional del Litoral in Santa Fé (UNL), Instituto de Estudios Avanzados del Litoral
Mgtr. Lic. Eugenio Martín De Palma, Dr. Mirjam Rossa und Prof. Dr. Guillermo Kerz (v. l. n. r.) beim Treffen an der Universidad Católica de Santa Fé (UCSF)
Dr. Mirjam Rossa, KAAD, Prof. Dr. Guillermo Kerz, UCSF, Andrés Rodríguez, Priester und Bewerber im Adveniat-KAAD-Programm, Virginia Borga, KAAD-Alumna Global Health, Juan Manuel Yaryes, KAAD-Alumnus Caritas-Wissenschaft, jetzt in Paraná und Esteban Piva, Doktorand bei der KAAD-Alumna Ana Maria Bonet an der UNL











