„The Diocese of Adigrat, the Tigray conflict and lessons for a better tomorrow” – Dialogforum mit Bischof Tesfaselassie Medhin in Bonn

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Ein Dialog zwischen dem Oberhaupt der katholischen Eparchie von Adigrat, Äthiopien, und äthiopischen Studierenden leistete einen Beitrag zu der Frage danach, wie durch die Kraft des gegenseitigen Zuhörens, Lernens und Verstehens eine bessere Zukunft in Äthiopien aussehen könnte.

Im Rahmen eines zweitätigen Besuchs des Bischofs in Bonn initiierte der KAAD ein Forum, in dem zwölf äthiopische Studierende (davon sechs KAAD-Geförderte sowie sechs  Studierende der Universität Bonn) aus unterschiedlichen Regionen Äthiopiens mit Bischof Tesfaselassie Medhin über den Konflikt in Tigray sprechen konnten. Moderiert wurde das Treffen von Dr. Marko Kuhn, KAAD-Referatsleiter Afrika; daneben gehörten Prof. Dr. Walter Bruchhausen (Universität Bonn), Prof. Dr. Christoph Käppler (Technische Universität Dortmund), Dr. Alexandra M. Dias (Universität NOVA, Lissabon), Dr. Manfred Öhm (ehemaliger Referatsleiter Subsahara-Afrika, Friedrich-Ebert-Stiftung) und Helen Meier (KAAD) zu den Teilnehmenden.

In einleitenden Worten reflektierte Marko Kuhn das Kriegsgeschehen in Äthiopien und betonte, wie sehr auch der KAAD mit seinen zahlreichen Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie seinem Alumni- und Partnernetzwerk aus und vor allem in Äthiopien emotional in deren Leiden involviert sei. Der Besuch des Bischofs sei daher eine Chance, um miteinander in den Dialog zu treten, denn die Bereitschaft zum Austausch könne zu einem besseren Verständnis des jeweils anderen beitragen und sei somit ein elementarer Schritt zur Versöhnung.

Bischof Tesfaselassie Medhin berichtete dann von den schrecklichen Erfahrungen des Krieges in seiner Diözese und seiner Heimatregion und machte den jungen Menschen ihre Position als verbindendes Element und als Multiplikatorinnen bewusst; sie seien Stellvertreterinnen und Stellvertreter für all diejenigen in Äthiopien, die nicht die Chance einer fundierten Bildung erhalten. Er erinnerte sie daran, dass die Bildung ein maßgebliches Element für die Herstellung und Wahrung des Friedens ist und jeder einzelne und jede einzelne von ihnen als Multiplikator zum Stiften des Friedens aufgerufen sei. Ohne das kontinuierliche Gespräch miteinander könne der Frieden jederzeit leicht in Gefahr geraten.

Im Anschluss daran stellten einige der Studierenden ihre teils kaum zu ertragenden Kriegserfahrungen in den verschiedenen Regionen ihres Heimatlandes dar. Anknüpfend daran richteten sie Fragen an den Bischof, unter anderem nach den Möglichkeiten der Trauma-Heilung, nach Beispielen von Trauerarbeit, nach der Vorbildfunktion religiöser Anführer, der Rolle der Medien, nach den Möglichkeiten eines interreligiösen Dialogs und danach, welche Institutionen sich mit der Aufarbeitung des Kriegsgeschehens auseinandersetzen würden.

Im folgenden Gespräch mit der ganzen Gruppe, das von gegenseitigem Respekt und Mitgefühl geprägt war, wurde die Notwendigkeit des Dialogs – vor allem des nationalen – in Äthiopien untermauert. Ein Teilnehmer betonte, dass es für den Heilungsprozess und die Trauerarbeit auch wichtig sei, die Geschichten der Opfer zu erzählen und dem Leiden der anderen Aufmerksamkeit zu schenken.

In abschließenden Worten ermunterte Bischof Tesfaselassie Medhin die Gruppe, immer mit positivem Vorbild voranzugehen – wenn nur jeder oder jede von uns eine andere Person positiv beeinflussen würde, wäre dauerhafte Friedensbildung möglich.

 

Bischof Tesfaselassie Medhin während seines Besuchs in der Geschäftsstelle des KAAD, hier mit der KAAD-Generalsekretärin, Dr. Nora Kalbarczyk, und dem KAAD-Afrika-Referat, bestehend aus Dr. Marko Kuhn, Miriam Rossmerkel und Jessika Braun