Gaza / Palästinensische Gebiete

Prof. Dr. Abed Schokry

Abed Schokry stammt aus einer Großfamilie mit elf Geschwistern in Gaza. Kurz nach dem Abitur kam er 1992 nach Deutschland, um ein Studium der Biomedizintechnik an der Technischen Universität Berlin zu absolvieren. Dort fiel er in der Katholischen Studierendengemeinde durch sein großes Engagement sowohl im christlich-islamischen Dialog als auch in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft auf. So begleitete er ein Projekt der TU Berlin zum Thema „Die Antwort auf Terror heißt Frieden“. Für die zweite Hälfte seines Diplomstudiums erhielt er ein KAAD-Stipendium.
Nach Abschluss dieses Studiums promovierte er an der TU Berlin über die „Ganzheitliche Gestaltung von Arbeitssystemen in Entwicklungsländern“, indem er mit der medizinisch-technischen Ausstattung des Rettungstransportwagens ein arbeitswissenschaftliches Modell entwarf, welches den speziellen Anforderungen für einen Einsatz in Jordanien und den Palästinensischen Gebieten gerecht wird.
Unmittelbar nach dem Abschluss seiner Dissertation kehrte er zurück nach Gaza und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsingenieurwesen an der Islamischen Universität Gaza. Seit 2016 ist er dort Vizedekan und Professor für Arbeitswissenschaft, Arbeitsschutz und Qualitätsmanagement – Felder, denen im Gazastrei-fen eine besondere Relevanz zukommt.


Durch die immer wieder aufflammenden militärischen Operationen in Gaza, bei denen Bekannte, Nachbarn und Verwandte von Abed Schokry ihr Leben verloren oder schwere Verletzungen erlitten haben, stellt sich für ihn immer wieder die Frage, ob die Rückkehr eine gute Idee gewesen sei. Neben dem existentiellen Problem der Versorgung mit Wasser, Strom und Lebensmitteln im Gazastreifen sind auch Themen wie Müll (Plastik) und Lärm durch Verkehr, Autohupen und Drohnen in Gaza-Stadt omnipräsent. Aufbauend auf seinen bisherigen Forschungen konnte Abed Schokry wäh-rend seiner Semesterferien 2019 mit einem KAAD-Stipendium einen Forschungsaufenthalt am Zentrum für Ergonomie und Medizintechnik der Fachhochschule Münster in Steinfurt verbringen. Dabei erforschte er, welchem Lärmpegel Frühgeborene in Inkubatoren ausgesetzt sind und wie man diese Brutkästen in dieser Hinsicht verbessern kann.


Doch trotz der schwierigen und zum Teil menschenunwürdigen Situation im Gazastreifen weiß er um den Bei-trag, den er mit seiner Rückkehr und durch seine tägliche Arbeit vor Ort für Gaza leistet. Sein größter Wunsch ist es, dass die Menschen in Gaza in Frieden und Würde leben können.