Grenzen des Sag- und Machbaren – Tabus im Nahen und Mittleren Osten

Bonn, Haus Venusberg | 28.10.2024 - 31.10.2024
Leitung:Nils Fischer
Geistliche Begleitung:P. Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP

Primär für Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem Nahen und Mittleren Osten

Geschriebene und ungeschriebene Regeln ordnen unser gesellschaftliches Leben und unser persönliches Erleben. In der Begegnung mit Anderen erfahren wir sie als die Grundlage für das Zusammenleben und -wirken und ebenso als Grenzen. Aus ihnen ergibt sich, was in einer Gesellschaft sagbar/unsagbar und machbar/unmachbar ist. Häufig – insbesondere wenn mit einem Verstoß gegen diese Regeln moralische Entrüstung verbunden ist – werden sie als Tabus bezeichnet. Sie unterliegen meistens einem allgemeinen Rede- verbot und vielfach auch persönlichen Bedenken, sie zu thematisieren. Wissenschaftlich erforscht werden verschiedene historische Entwicklungen, soziale Funktionen und diverse Manifestationen von Tabus. In der Kunst werden sie manchmal offen und häufiger verhüllt dargestellt.

Das Regionalseminar befasst sich mit Tabus im Nahen und Mittlerer Osten. Es nimmt einen weiten Blick auf das Thema und hat zum Ziel, Perspektiven auf sogenannte ‚No-Gos’ theoretisch, persönlich und praktisch nachzugehen. Die im Seminar in Gruppenarbeit und mit den Referentinnen und Referenten zusammengetragenen No-Gos werden thematisiert, betrachtet, eingeordnet und diskutiert. Der Blick wird auf die Region des Nahen und Mittleren Ostens gerichtet sein; Veränderungen und Entwicklungen rund um Tabus soll nach- gespürt werden.

Da Tabus individuell und doch in vielen Aspekten überpersönlich sind und gesellschaftlich vermittelt und angeeignet werden, wird das Thema bewusst weit angegangen, um eine freie Bestandsaufnahme zu machen, die dann in Einzelprojekten bearbeitet und zusammen reflektiert wird. Im ersten Teil wird Prof. Dr. Christoph Antweiler (Ethnologe und Professor für Südostasienwissenschaft, Universität Bonn) eine anthropologische Einführung und Einordnung zum Thema beitragen. Im zweiten Teil wird eine Künstlerin mit den Teilnehmenden persönliche Zugänge in einer konkreten Projektstellung erarbeiten.

Das Seminar lädt zum persönlichen Erleben, Diskutieren und Reflektieren der eigenen No-Gos und erlebten Tabus ein. Eine Besonderheit dieses interaktiven Seminars sind die explorative Stadtbegehung und der Austausch mit Menschen aus der Bonner Umgebung.