Populismus und Reformbewegungen in Mittel- und Osteuropa

Münster, Akademie Franz Hitze Haus | 16.12.2024 - 19.12.2024
Leitung:Markus Leimbach
Geistliche Begleitung:P. Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP

Primär für Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Osteuropa

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 entwickelten sich in den ost- und mitteleuropäischen Ländern neue Demokratie- und Reformbewegungen, anhand derer die Staaten Veränderungen in ihren Ländern bewirken wollten. Nach großem Anfangsenthusiasmus stellte sich bei vielen Menschen verstärkt eine Enttäuschung über die neoliberalen Wirtschaftsreformen in den 1990er Jahren ein. Dies lag zum einen an der neu entstandenen Gesellschafts- spitze in den postkommunistischen Staaten, zum anderen an den damit einhergehenden Ungleichheiten sowie an den schnellen sozialen und vor allem kulturellen Veränderungen durch die Globalisierung, die bei vielen Menschen zu einem Gefühl des Verlusts ihrer Kultur und Identität führte. Daneben entstand bei vielen vormals begünstigten Personengruppen ein Gefühl der Benachteiligung. Die populistischen Versprechen, den „alten Glanz“ wieder- herzustellen und so auch den ehemals Begünstigten ihre Privilegien zurückzugeben fiel da- her auf fruchtbaren Boden: Heute sind populistische Parteien in einer Reihe von Staaten in der Regierungsverantwortung. Medienpluralismus, der Schutz von Minderheiten, die Souveränität der Zivilgesellschaft und die Unabhängigkeit der Justiz werden dadurch in Frage gestellt und geschwächt. Auch in etablierten westlichen Demokratien haben (Rechts-) Populisten deutliche Zugewinne erzielt. Der Aufstieg des Populismus stellt daher nicht nur die einzelnen Staaten, sondern die gesamte Europäische Union vor Herausforderungen.

Zunächst einmal soll der Frage nachgegangen werden, was aus den Transformations- und Demokratisierungsvorhaben von 1989 geworden ist und wie diese sich entwickelt haben. Daneben soll besprochen werden, welche neuen Reformbewegungen es heute gibt und ob es zum Beispiel einen direkten Zusammenhang zwischen dem Entstehen bzw. Erstarken von Reformbewegungen und den derzeitigen Kriegen gibt: Sind Populisten auch ein Teil dieser Bewegung? Wie sollen Demokratien dem Populismus entgegenwirken? Welche Rolle spielen die (Sozialen) Medien dabei?

In dem Seminar soll anhand von exemplarischen Beispielen diskutiert werden, welche Probleme die Teilnehmenden für ihre Herkunftsländer sehen und wie diesen begegnet werden kann.