„Pilger der Hoffnung“ lautet das Leitwort des Heiligen Jahres 2025. Unter diesem Zeichen stand auch die Studien- und Pilgerfahrt des KAAD, die zwanzig Stipendiatinnen und Stipendiaten aus sechzehn Ländern nach Rom führte. In der Ewigen Stadt begegneten sie der Geschichte des Glaubens – und einander. Unter der Leitung von P. Prof. Dr. Ulrich Engel OP und P. Prof. Dr. Thomas Eggensperger OP suchten sie Orte auf, an denen Glaube, Geschichte und Gegenwart aufeinandertreffen, und erlebten Gemeinschaft im Geist des Dialogs. Drei Teilnehmende erzählen aus unterschiedlichen Perspektiven von dieser Reise.
Rom als Begegnung von Kirche und Welt
von Nataliya Yashchyk, KAAD-Stipendiatin
„Alle Wege führen nach Rom … Und dieses Mal führten sie zwanzig KAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten aus sechzehn Ländern ins Herz der katholischen Welt. Hier konnten wir Spiritualität und Wissenschaft miteinander verbinden. Wir beteten gemeinsam für Frieden und Ruhe in der Welt und nahmen an zahlreichen Begegnungen teil, die verschiedene Facetten unserer heutigen Welt aufzeigten.
Wir besuchten das Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen unter der Leitung von Michael F. Kardinal Czerny SJ, um zu erfahren, wie die Kirche auf globale Herausforderungen reagiert. Bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erfuhren wir von Initiativen zur Ernährungssicherheit und zum Zugang zu qualitativ hochwertiger Nahrung. In der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl und dem Souveränen Orden von Malta stand uns der Geistliche Botschaftsrat Msgr. Oliver Lahl zum Gespräch zur Verfügung. Solche Begegnungen zeigten uns, wie verschiedene Institutionen für Gerechtigkeit, Frieden und nachhaltige Entwicklung arbeiten.
Der Höhepunkt unseres Aufenthalts war die Teilnahme an der Generalaudienz von Papst Leo XIV. […]. Diese Begegnung hinterließ ein starkes Gefühl von Einheit und inspirierte uns, uns für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einzusetzen.
Natürlich beeindruckte uns auch das kulturelle Erbe Roms: die Petersbasilika, das Kolosseum, das Forum Romanum, die Spanische Treppe, die Piazza Venezia, der Trevi-Brunnen und die abendlichen Spaziergänge durch die engen Gassen der Altstadt hinterließen unvergessliche Eindrücke. Diese Reise bot die Möglichkeit, Rom in seiner ganzen Vielschichtigkeit – spirituell, kulturell und wissenschaftlich – zu erleben und erneut die Kraft der KAAD-Gemeinschaft zu spüren, die Menschen aus verschiedenen Kontinenten vereint, um der Welt zu dienen. […]“
Rom als „Pilgerreise des Herzens“
von Bereket Mamo Gebremeskel, KAAD-Stipendiat
„Meine Pilgerreise nach Rom war eine Reise von Geist und Seele zugleich. Im Verlauf einer Woche wurde ich in eine außergewöhnliche Verbindung aus Glauben, Geschichte, Ingenieurskunst und Tradition hineingenommen, die mein spirituelles Leben vertiefte und zugleich mein Verständnis des Römischen Reiches, des Mittelalters und des kulturellen wie politischen Erbes der Neuzeit erweiterte. […]
Einer der bewegendsten Momente der Reise war mein Besuch der Basilika des Heiligen Petrus. […] Am Grab Petri zu knien und zu beten, erfüllte mich mit tiefer Freude und einer geistlichen Nähe, die sich kaum in Worte fassen lässt – ein Moment, in dem der Himmel greifbar schien und die Zeit stillzustehen schien. Die Größe der Basilika spiegelt die Hingabe unzähliger Menschen wider, die vor mir gekommen sind – der Arbeiter, Künstler und einfachen Menschen, die ihr Leben in den Dienst ihres Baus stellten. Ihre Geschichte ist unauslöschlich, eingeschrieben in den Stein und weitergetragen durch die Jahrhunderte. Danach stiegen wir auf die Spitze der Kuppel, wo sich ein atemberaubender Blick auf den Vatikan und die ewige Stadt Rom öffnete – ein Anblick ohne Ende, lebendiges Zeugnis von Glauben, Geschichte und menschlicher Schaffenskraft […]
[…] Den neu gewählten Papst Leo IV. aus der Menge zu sehen, war überwältigend. Seine Präsenz strahlte zugleich Demut und Autorität aus – und der Moment ließ die jahrhundertealte Kontinuität der Kirche lebendig werden.
Der Besuch der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl […] eröffnete uns eine weitere Dimension Roms – seine diplomatische und kulturelle Brückenfunktion. Die Struktur der Kirche, zugleich zentral und universell, hat ihr ermöglicht, nahezu jede Ecke der Welt zu erreichen, unzählige Leben zu berühren und Verbindungen zu schaffen, die Grenzen überschreiten. […] Nicht weniger eindrucksvoll war unser Besuch im Dikasterium zur Förderung der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung […]. Das Gespräch mit den Vertreterinnen und Vertretern des Dikasteriums erinnerte mich daran, dass die Kirche nicht nur Hüterin der Tradition ist, sondern auch eine aktive Stimme bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft der Menschheit. […]
Im Forum […] flüstern die zerbrochenen Säulen und verstreuten Steine noch heute von den Stimmen, die die Welt prägten, in der wir leben. Es berührte mich, zu erkennen, dass fast zwei Jahrtausende nach den Römern die freie öffentliche Meinungsäußerung in vielen Teilen der Welt noch immer nicht selbstverständlich ist – eine ernüchternde Erinnerung daran, wie fragil und unvollendet das Ringen um Freiheit bleibt. Das Kolosseum, großartig im Maßstab und zugleich von der Zeit gezeichnet, sprach noch eindringlicher: Es war ein Ort des Spektakels, aber auch des Leidens, an dem Gladiatoren kämpften und frühe Christinnen und Christen möglicherweise den Märtyrertod erlitten. All dies zeugt vom menschlichen Genie – und vom menschlichen Leid. Wie viele namenlose Sklaven und Arbeiter müssen beim Bau dieser Wunder gestorben sein? Ihr Leben, wie die Steine, die sie trugen, gehören zu Roms Geschichte, auch wenn die Geschichtsbücher über sie schweigen. Dieses Bewusstsein begleitete mich, während ich die Schönheit und Symmetrie römischer und mittelalterlicher Architektur bestaunte.
Ebenso bereichernd war die geistliche Dimension der Pilgerreise. Die Feier der Heiligen Messe in den Katakomben des heiligen Kallistus […] führte mich in tiefe Gemeinschaft mit den Wurzeln unseres Glaubens. Diese Gänge, über Jahrhunderte vergessen und im 16. Jahrhundert wiederentdeckt, tragen noch heute das stille Zeugnis der Märtyrer und des Mutes einer Gemeinschaft, die alles riskierte, um Christus treu zu bleiben. Dort zu beten hieß, die ununterbrochene Kette des Glaubens über die Jahrhunderte hinweg zu spüren. […]
Der Besuch und das Gespräch mit Pater Thomas G. Brogl OP, Socius des Ordensmeisters der Dominikaner im Generalhaus, vertieften diese Erfahrung. Seine Worte erinnerten mich daran, dass der Glaube nichts Starres ist, sondern eine lebendige Tradition – eine, die uns herausfordert, Gebet, Studium und Handeln im Geist derer zu verbinden, die vor uns gegangen sind.
Im Rückblick empfinde ich tiefe Dankbarkeit für diese Pilgerreise. Sie war keine bloße Bewegung durch den Raum, sondern durch Schichten von Geschichte, Glauben und menschlicher Widerstandskraft. […] Diese Erfahrung hat meinen Glauben vertieft und mir ein stärkeres Bewusstsein dafür gegeben, Teil einer Geschichte zu sein, die größer ist als ich selbst. […] Es war nicht nur eine Reise nach Rom, sondern eine Pilgerfahrt des Herzens.“
Rom als gelebte Vielfalt
von Raquel Campomanes, KAAD-Stipendiatin
„Rom, die Ewige Stadt, […] war eine Pilgerfahrt, die unsere Perspektive veränderte, unseren Geist nährte und uns in unserer Vielfalt vereinte. […]
Ein besonders bereichernder Aspekt unserer Pilgerfahrt war das gemeinsame Leben und Teilen mit Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Lateinamerika, Osteuropa, Afrika und Asien. Trotz ihrer unterschiedlichen kulturellen Prägungen und persönlichen Wege zu Gott wurde die Vielfalt zu einer Quelle gegenseitigen Lernens und vertiefte unser gemeinsames Erleben. Diese Erfahrung zeigte uns, dass wir, auch wenn wir unseren Glauben auf verschiedene Weise leben, als eine einzige Gemeinschaft zusammenfinden können – vereint im Glauben und in der Mission des KAAD.
In diesem Zusammenhang klangen die Worte des Heiligen Thomas von Aquin besonders stark in uns nach: „Es gibt im Leben nichts Kostbareres als die Gnade der Freundschaft in Christus“ – eine Erinnerung daran, dass wahre Gemeinschaft Grenzen überwindet. Ebenso inspirierte uns die orthodoxe Tradition mit den Worten des Heiligen Seraphim von Sarow: „Erwirb den inneren Frieden, und tausende um dich werden das Heil finden.“ So verstanden wir, dass unsere gemeinsame Spiritualität uns verbindet und stärkt. Schließlich erinnerten wir uns erneut an die Worte des Heiligen Augustinus: „Du hast uns auf dich hin geschaffen, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir“ – und erkannten, dass die Pflege der Seele ebenso notwendig ist wie die Bildung des Geistes und dass in der Vielfalt und der gegenseitigen Begegnung der wahre Reichtum dieser Erfahrung liegt.
[…] Wir haben miteinander gelacht, miteinander geweint und erkannt, dass sich im Zusammenspiel all dieser Emotionen und Erfahrungen der wahre Sinn der Pilgerreise entfaltet.
Nach diesen sechs Tagen kehrten wir mit der Gewissheit zurück, dass wir etwas erlebt hatten, das weit mehr war als eine Reise: eine tiefgehende Begegnung mit Glauben, Kultur und Gemeinschaft.“
Die vollständigen Berichte der drei Stipendiatinnen und Stipendiaten stehen hier zum Download bereit:
Rom als Begegnung von Kirche und Welt (Nataliya Yashchyk)
Rom als Pilgerreise des Herzens (Bereket Mamo Gebremeskel)
Rom als gelebte Vielfalt (Raquel Campomanes)












